Woher kommt das bayerische Wort Dirndl und was ist seine Hintergrundgeschichte?

Das Wort Dirndl ist ursprünglich nicht mit der heutigen Bedeutung als Bezeichnung für Trachtenkleidung entstanden. In Bayern und Österreich hörst Du das Wort auch heute noch, wenn damit junge Frauen beschrieben werden. Mehrere Jahrhunderte vor der Herstellung der ersten Dirndlkleider entwickelten sich verschiedene Doppelbedeutungen.

Ursprüngliche Wortherkunft und Veränderung der Bedeutung

In der bayerischen Sprache ist das Wort Dirndl eine sogenannte Verkleinerungsform von Dirn. Dabei handelt es sich wiederum um eine Sprachvariante des hochdeutschen Begriffs Dirne. Obwohl damit heute eher Prostituierte beschrieben werden, steht diese Bezeichnung definitiv nicht im Zusammenhang mit der ursprünglichen Bedeutung, laut der eigentlich einfach nur junge Frauen gemeint waren.

Unverheiratete Damen galten in zahlreichen deutschsprachigen Regionen lange grundsätzlich als Dirnen. Lediglich in bestimmten Gebieten deutete man dadurch an, dass eine Person einem niedrigen Stand angehörte. Generell sprachen Hausherren ihre Mägde oder Leibeigenen besonders oft als Dirnen an, ohne dabei zwingend abwertend zu klingen. Im Zusammenhang mit den Angestellten von städtischen Bordellen wurde das Wort in Norddeutschland erstmals während des Mittelalters verwandt.

Die Doppelbedeutung des ursprünglichen Begriffs blieb relativ lange erhalten. Bis zum 19. Jahrhundert wurden auch in der hochdeutschen Sprache junge Frauen oft allgemein ohne abwertende Absichten Dirnen genannt. Mit der bayerischen Verkleinerungsform Dirndl sprachen die Menschen aus Süddeutschland dementsprechend schon damals vor allem Mädchen an. Zudem bezeichneten Bauern in Bayern und Österreich ihre angestellten Mägde teilweise noch im 20. Jahrhundert als Dirnen. Deutschlandweit etablierte sich jedoch der alternative Zusammenhang mit der Tätigkeit von Prostituierten, bevor das Wort fast ganz aus dem hochdeutschen Sprachgebrauch verschwand.

Heutige Wortbedeutung als Verkürzung von Dirndlkleid

In Bayern hat das Wort Dirndl sogar die Jahrtausendwende überstanden und blieb im 21. Jahrhundert immer noch als Bezeichnung für Mädchen oder junge Frauen geläufig. Darüber hinaus ist in Süddeutschland aber eine ganz andere Doppelbedeutung entstanden. Die Kleidung von jungen Damen wurde in bayerischen und österreichischen Orten ursprünglich Dirndlgewand genannt. Daraufhin verkürzte man diesen Begriff wiederum zum Wort Dirndl, das dadurch im Verlauf der Zeit auch im deutschlandweiten Sprachgebrauch wieder eine Bedeutung erhielt.

Wenn Du diese Bezeichnung heute außerhalb von Bayern und Österreich hörst, ist fast ausschließlich ein Trachtenkleid gemeint. Nur in süddeutschen und österreichischen Gemeinden besteht weiterhin die Möglichkeit, dass damit hingegen eine junge Dame angesprochen wird.

Hintergrundgeschichte der Trachtenkleidung

Als ländliches Kleid tauchte das Dirndl in bayerischen Städten erstmals in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts auf. Zwischen den beiden Weltkriegen entwickelte das Trachtenkleid sich wegen der niedrigen Produktionskosten in Süddeutschland schließlich zu einem echten Klassiker unter den Sommerkleidern. Ab 1990 wurde das Dirndl dann vor allem durch die Beliebtheit beim Münchner Oktoberfest deutschlandweit bekannt. Inzwischen siehst Du daher auch außerhalb von Bayern bei Volksfesten zahlreiche junge Damen, die derartige Kleider tragen.