Der Begriff Kartoffel als Bezeichnung für die Deutschen! Schimpfwort oder Geschichte?

Die Tendenz eine Völkergruppe nach ihren kulinarischen Vorlieben zu bezeichnen gibt es seit vielen Jahren. Hießen die Deutschen bei den Amerikanern in früheren Zeiten „Krauts“, werden sie heutzutage von anderen Kulturen als „Kartoffel“ bezeichnet. Wo der Ursprung dieser Bezeichnung liegt und ob das Wort „Kartoffel“ als Schimpfwort aufgefasst werden muss, erfährst du hier.

„Kartoffel“ als Schimpfwort für Deutsche?

Presseberichten zufolge werden vor allen Dingen in Schulen deutschstämmige Kinder, von Kindern mit Migrationshintergrund als „Kartoffel“ tituliert und mit diesem Wort beschimpft. Warum die Kartoffel als Schimpfwort herhalten muss, ist nicht unmittelbar nachvollziehbar.

Die Kartoffel hat in den letzten Jahrhunderten einen Siegeszug in der deutschen Küche vollzogen und ist zu einem der Grundnahrungsmittel in Deutschland geworden. Die Deutschen ließen sich Bezeichnungen wie „Nudelfresser“ und „Kümmeltürke“ einfallen, um Italiener und Türken zu benennen. Ob die Wortschöpfungen als Schimpfwort angesehen werden müssen, sei jedem überlassen.

Der Kartoffeldeutsche- die geschichtliche Grundlage!

Der Begriff „Kartoffeldeutsche“ war ursprünglich nicht als Schimpfwort bekannt. Er galt als positive Bezeichnung für eine Gruppe deutscher Auswanderer, die die Kartoffel in Dänemark eingeführt haben, wo dieses Gemüse unbekannt war. Jütland ist ein Bereich in Dänemark, der durch Heidelandschaft gekennzeichnet war. Um die Besiedelung dieses Landstrichs in Dänemark voranzutreiben, lud der dänische König einen Teil der deutschen Bevölkerung um 1759 ein, sich dort niederzulassen. Die Deutschen, die zum überwiegenden Teil aus Württemberg, der Pfalz, Baden und Hessen kamen, nahmen das Angebot an und brachten die Kartoffel nach Dänemark.

Wann kam die Kartoffel nach Deutschland?

Wann man die Kartoffel als Nutzpflanze in Deutschland anbaute, ist nicht eindeutig. Fakt ist, dass sie in den ersten Jahren nach ihrer Entdeckung wegen ihrer schönen Blüten als exotische Blühpflanze in den Gewächshäusern und Gärten der Adeligen einen Platz fand.
Der Versuch, die Früchte der Kartoffel als Nahrungsmittel anzubauen, scheiterte in den ersten Jahrzehnten an der Einstellung der damaligen Bauern.
Diese konnten sich mit der Pflanze, deren Blätter giftig sind nicht anfreunden. Hinzu kam, das kaum jemandem bekannt war, wie die Knolle schmackhaft zu verarbeiten war.

Bayern baute die Kartoffel seit 1647 an und der Harz übernahm die Kartoffel im Jahr 1747.
In Preußen begann der Kartoffelanbau um das Jahr 1756. Grund hierfür war der „Kartoffelbefehl“ von Friedrich dem II.

Die Versorgungslage der Deutschen vor der Einführung der Kartoffel!

Viele sind der Überzeugung, dass sich der große Teil der deutschen Bevölkerung zu einem überwiegenden Teil von Fleisch und Gemüse ernährt hat.
Die Grundnahrungsmittel dieser Zeit bestanden aus verschiedenen Getreidesorten, die zu Brei und Brot verarbeitet wurden.
Die Haltung von Tieren war kostenintensiv und zeitaufwendig. Ein normaler Bauer und Leibeigener konnte es sich nicht leisten, Vieh zu halten.
Die Jagd war dieser Bevölkerungsschicht verboten. Als einzige Alternative standen zum Beispiel Hirse, Hafer und andere Getreidesorten zur Verfügung.

Fleisch gab es vorwiegend in den Adelshäusern. Die Jagd war den unteren Schichten verboten. Als Alternative zur Fleischbeschaffung entfiel diese Möglichkeit.

Der größer werdende Nahrungsbedarf der wachsenden, städtischen Bevölkerung, konnte durch den Anbau der Kartoffel besser gedeckt werden.