Verzeihen und Vergeben – Ein großer Unterschied

Jemandem zu vergeben ist etwas anderes als jemandem zu verzeihen. Beides hat unterschiedliche Auswirkungen auf Deinen eigenen Seelenfrieden. Worin genau der Unterschied zwischen Vergeben und Verzeihen liegt, erklärt Dir der folgende Beitrag.

Du verzeihst jemandem

Wenn Dir jemand Schaden zugefügt, Dich belogen oder beleidigt hat und Dich um Entschuldigung bittet, kannst Du darauf reagieren, indem Du seine Entschuldigung annimmst und ihn dies auch wissen lässt. In diesem Moment hast Du der Person verziehen. Dabei kommt es nicht darauf an, ob die andere Person absichtlich oder versehentlich gehandelt hat. Das Verzeihen setzt einen kommunikativen Austausch zwischen den beteiligten Personen voraus, bedeutet aber nicht, dass das Geschehene Dich nicht weiter belasten kann.

Du vergibst jemandem

Wenn Du einer Person etwas verziehen hast, heißt das noch nicht, dass Du ihr auch vergeben hast. Etwas oder jemandem zu vergeben geschieht völlig unabhängig von der anderen Person und passiert in Deinem Inneren. Es geschieht nicht in einem einzigen Moment, wie das Verzeihen. Vergeben ist ein längerer Prozess, der von einem länger andauernden Trauerprozess begleitet sein kann. Vergebung kann außerdem nicht eingefordert, sondern allenfalls als Bitte geäußert werden. Wenn das Verhältnis zu einer Person nach dem Verzeihen nachhaltig beeinträchtigt ist, Du ihr nicht mehr vertraust oder ihr kühl und abgeneigt begegnest, ist das ein Zeichen dafür, dass Dich der Vorfall nachhaltig beschäftigt und Dich ärgert oder wütend macht. In diesem Fall hast Du nicht vergeben.

Vergeben bedeutet, dass Du dich von der vorgefallenen Situation lösen kannst und keinen Groll mehr hegst. Du wirfst der anderen Person nichts mehr vor und das Geschehene belastet Dich nicht mehr. Vergeben kannst Du auch jemandem, der keine Reue zeigt oder sich nicht entschuldigt hat. Du vergibst nicht, um die andere Person zu entlasten, sondern um Deinen inneren Frieden zu bewahren oder zurück zu erhalten.

Du vergibst Dir selbst

Genauso, wie Du anderen Menschen vergeben kannst, kannst Du auch Dir selbst vergeben. Wenn Du etwas getan hast, was Du stark bereust, wird Dich das belasten. Immerzu mit Schuldgefühlen beladen zu sein, ist aber eine schwere Last, die Deine Zukunft beeinflussen kann. Vergeben ist ein Prozess, der es erforderlich macht, das gesamte Geschehen zu reflektieren und zu hinterfragen, warum Du so gehandelt hast. Wenn Du Dir selbst vergibst, nimmst Du Dir diese Last und befreist Deine Seele. So kannst Du mit dem Geschehen abschließen.

Ein Beispiel für den Unterschied zwischen Verzeihen und Vergeben

Wenn Dein Partner Dich belogen hat und sich entschuldigt, kannst Du ihm verzeihen. Ihr besprecht dann zum Beispiel die Umstände, die zu der Lüge geführt haben. Wenn Du ihm vergibst, beschließt Du in Deinem Inneren, dass die Lüge Dich nicht mehr mit Wut und Misstrauen gegenüber Deinem Partner belastet.