Warum hat Kaiser Theodosius die Olympischen Spiele ab 393 n. Chr. verboten?

Theodosius der Große lebte von 347 bis 395. Er war römischer Kaiser und der letzte, der das Römische Reich als eine einzige Verwaltungseinheit regierte. Kurz nach seinem Tod zerfiel das Römische Reich in das West- und das Ostreich (Byzanz). Zu den letzten Regierungsmaßnahmen gehörte das Verbot der Olympischen Spiele im Jahr 393.

Welche Bedeutung hatten die Olympischen Spiele der Antike?

Sie waren sportliche Wettkämpfe, die im antiken Griechenland alle 4 Jahre abgehalten wurden. Sie fanden im Ort Olympia statt. Anlässlich der Olympischen Spiele entsandten alle griechischen Stadtstaaten Athleten nach Olympia. Diese Stadtstaaten waren nahezu pausenlos in Fehden untereinander verwickelt. Während der Dauer der Olympischen Spiele galt aber strikte Waffenruhe und Friedenspflicht. Die Zeit zwischen 2 Olympischen Spielen wurde als Olympiade bezeichnet. Sie diente im antiken Griechenland zur Zeitmessung. Die Olympischen Spiele standen unter der Schutzherrschaft des Göttervaters Zeus. Laut offizieller Zeitrechnung wurden Olympische Spiele von 776 v. Chr. bis 393 n. Chr. abgehalten.

Warum verbot Theodosius die Olympischen Spiele?

Theodosius lebte in einer Übergangszeit, in der uralte Strukturen zerfielen und neue entstanden. Anders als die meisten seiner Vorgänger war Theodosius ein überzeugter Christ. Unter seiner Herrschaft setzte sich das Christentum als Staatsreligion durch. Dabei war Theodosius ein strikter Vertreter der katholischen Lehre. Er erklärte sie in einem Edikt aus dem Jahr 380 als einzig wahre und verbindliche christliche Lehre. Aufgrund seiner Frömmigkeit ging Theodosius streng gegen das so genannte Heidentum vor. In den Jahren 391/392 wurde die Ausübung aller heidnischen Kulte verboten. Im folgenden Jahr verbot er auch die Olympischen Spiele.

Was bewegte ihn zu diesem Schritt?

Die antiken Olympischen Spiele waren für Theodosius heidnische Kultveranstaltungen, waren sie doch dem Gott Zeus geweiht. Zudem traten die Sportler zu den Wettkämpfen nackt an. Das vertrug sich nicht mit den konservativen Moralvorstellungen der Christen und Theodosius persönlichen Überzeugungen. Er war als sehr fromm bekannt. Damals stellten die Christen das Heil der Seele über das Wohl des Körpers. Sie waren wahrscheinlich entsetzt und entrüstet über die Zurschaustellung nackter männlicher Körper bei den Olympischen Spielen. Diesem in seinen Augen unmoralischen Treiben setzte Theodosius mit seinem Verbot ein Ende.

War das wirklich das Ende?

Nein, die Olympischen Spiele gingen noch geraume Zeit weiter, wenn auch inoffiziell. Der Nachfolger von Theodosius dem Großen, Theodosius II, erneuerte das Verbot der Olympischen Spiele im Jahr 426 und ließ den bekannten Zeustempel niederbrennen, der bis dahin die Wettkampfstätte dominiert hatte. Archäologische Ausgrabungen belegen jedoch, dass selbst in späteren Jahren, bis ins 6. Jahrhundert hinein, in Olympia sportliche Wettkämpfe stattfanden. Sie wurden jedoch heimlich durchgeführt und waren von weit kleinerem Maßstab als in der klassischen Antike.