2. Buch Samuel Kapitel 12, Vers 31 – Interessante Unterschiede in der alten und neuen Übersetzung

Die Geschichte von David, dem König von Israel, kennt wohl jeder. Zumindest die Geschichte von ihm und seiner treuen Schleuder, mit der er den Riesen Goliath getötet haben soll. Der Spruch „David gegen Goliath“ ist noch immer im Gebraucht, wenn sich zwei ungleichgewichtige Kontrahenten gegenüberstehen. Aber es gibt noch mehr in der Bibel über ihn zu lesen. Und so auch im zweiten Buch Samuel, Kapitel 12, Vers 31, der eine Wandlung hinter sich hat. Hintergrund ist die Eroberung der Hauptstadt der Ammoniter, genannt Rabba. David entscheidet diese Schlacht für sich.

Wie hieß es ursprünglich?

„Aber das Volk drinnen führte er heraus und legte sie unter eiserne Sägen und Zacken und eiserne Keile und verbrannte sie in Ziegelöfen. So tat er allen Städten der Kinder Ammon. Da kehrte David und alles Volk wieder gen Jerusalem.“

David hat in dieser Ursprünglichen Version die Stadt also erobert, die Bewohner regelrecht abgeschlachtet und verbrannt. Nichts ungewöhnliches, wenn man die blutige Spur bedenkt, die sich durch die Bibel zieht. Überall Tote und Verderben, insbesondere im Alten Testament.

Die abgeänderte Version der neueren Zeit

„Aber das Volk darin führte er heraus und stellte sie als Fronarbeiter an die Sägen, die eisernen Pickel und an die eisernen Äxte und ließ sie an den Ziegelöfen arbeiten. So tat er mit allen Städten der Ammoniter. Danach kehrten David und das ganze Kriegsvolk nach Jerusalem zurück.“

Die Wörter sind fast identisch, der Sinn dahinter jedoch vollkommen verändert. In diesem Vers werden die besiegten Bewohner nicht ermordet, sondern als Arbeiter zu Diensten gezwungen, man könnte sagen, dass sie versklavt werden. Auch nicht schön, aber dennoch freundlicher als die erste und wahrscheinlich ursprüngliche Version.

Welche Version kann man als korrekt ansehen?

Zunächst liegt es nahe, dass man immer der älteren Version folgt. Änderungen können – besonders mit der Geschichte der Kirche und des Christentums – dazu gedient haben, das eigene Image in der Öffentlichkeit zu schönen und unliebsame Stellen in der Bibel zu kaschiren und den Helden, auf die man sich noch heute beruft, mehr Menschlichkeit zuzudichten.

Andererseits: Sollte David tatsächlich gegen eine fremde Stadt zu Felde gezogen sein, was bringt ihm dann ein Massenmord? Viel logischer – wenn er ein logischer Denker war -, wäre es, gesunde Menschen in den besten Jahren Arbeiten errichten zu lassen. In biblischer Zeit konnte man es sich kaum leisten, fähige Handwerker, Bauern und Arbeiter umzubringen. Umgebracht hat man eventuell nur die besiegten Bewohner, die sich aufständisch verhalten haben.

Es kann natürlich auch in beiden Versionen ein Körnchen Wahrheit liegen, denn selten ist ein reales Ereignis nur schwarz oder weiß.