Frau mit Brille mein letzter Wille – denken Jungs & Männer immer noch so?

In der deutschen Sprache gibt es unzählige Redewendungen und Sprichwörter. Viele davon haben einen tiefen Sinn und sind bis heute noch gültig, andere dagegen sind Schmähungen und haben nichts mit der Wahrheit zu tun. Das trifft auch auf die Redewendung: Mein letzter Wille, eine Frau mit Brille zu.

Warum ist diese Redewendung falsch?

Weil sie eine Herabsetzung darstellt. Frauen, die eine Brille tragen, werden als minderwertig oder hässlich dargestellt und verspottet. Mit der Redewendung ist gemeint, dass Brillenträgerinnen nicht so gut als Partnerinnen oder zum Sex geeignet sind als Frauen ohne Brille. Natürlich weiß inzwischen jeder, dass so eine Behauptung keine reale Grundlage besitzt und dass Frauen mit Brille ebenso gute Liebhaberinnen oder Partnerinnen sind wie Frauen ohne Brille.

Was sind die Grundlagen der Redewendung?

Früher galten Brillenträger als Intellektuelle. Nur gebildete Leute konnten lesen und schreiben. Durch das ständige Lesen kleingedruckter Texte bei schlechter Beleuchtung wurden die Augen sehr strapaziert, so dass oft eine Brille benötigt wurde, um die schwache Sehkraft zu kompensieren. Frauen mit Brille wurden darum ebenfalls als gebildet angesehen. Sie waren früher bei durchschnittlichen Männern wenig beliebt, weil sie anspruchsvoll waren und ihre Rechte zu behaupten wussten. Sie stellten hohe Ansprüche und waren mit der klassischen Rolle der Frau als Hausfrau und Mutter nicht zufrieden. Das gab nicht selten Anlass zu Streit und Problemen zwischen den Paaren.

Wie sieht das heute aus?

In der jungen Generation ist die Redewendung kaum noch bekannt und stirbt (zum Glück) langsam aus. Das liegt nicht nur daran, dass sich der allgemeine Bildungsstand seit Jahren ständig erhöht und heute fast jeder nach den Maßstäben früherer Zeiten gebildet ist, sondern auch daran, dass die Zahl der Brillenträger ständig zunimmt. Der Grund dafür ist der Fakt, dass mehr und mehr Menschen stundenlang vor dem Fernseher oder dem Computer sitzen und dabei ihre Augen überanstrengen. Männer und Frauen mit einer Brille gehören inzwischen längst zum Alltag.

Heute ist eine Brille längst kein diskriminierendes oder hässliches Merkmal mehr, weil es unzählige Modelle gibt, die ausgesprochen elegant wirken, ja sogar Statussymbole sein können, wenn sie zu einer bekannten Marke gehören. Wer keine Brille tragen möchte, kann außerdem zu Kontaktlinsen greifen. Beim Sex setzen sowieso die meisten Frauen und Männer ihre Brille ab.