Glaube als verbindende Klammer der Menschheit: Warum gibt es Religionen?

Alle menschlichen Kulturkreise weisen quer durch die Geschichte eine bemerkenswerte Gemeinsamkeit auf: Stets sind religiöse Glaubenssysteme entstanden. Sie bilden eine die Menschheit verbindende Klammer. Vielleicht hast Du auch Dich auch schon einmal gefragt, wieso es eigentlich so gekommen ist? Weshalb existieren Religionen? Vereinfacht gesagt lautet die Antwort: Um das Unerklärliche erklärbar zu machen. Wagen wir einen genaueren Blick.

Religionen sind ein gesellschaftlicher Impuls auf das Nicht-Verstehen

Historisch gesehen können Religionen als gesellschaftlicher Impuls auf den verwirrenden Umgang mit der Umwelt verstanden werden. Gründe für die Jahreszeiten, den Wetterwechsel oder warum Pflanzen wachsen, wurden beispielsweise nicht richtig bzw. überhaupt nicht verstanden. Sie wurden deshalb einer göttlichen Macht zugeordnet. Erkennbar ist dies daran, dass fast alle Kulturkreise anfänglich Religionen entwickelten, die systematisch kategorisierten. Es gab mehrere Götter, die alle ihren eigenen Zuständigkeitsbereich hatten – beispielsweise für die Ernte, den Krieg, die Liebe oder das Meer. Die Zahl der Götter nahm dabei stetig zu und bildete die unterschiedlichen Bereiche der jeweiligen Gesellschaft ab. So kamen beispielsweise auch Gottheiten für Diebe auf.

Ursprünglich halfen Religionen also dabei, Probleme, die aus dem Nicht-Verstehen der Umwelt resultierten, zu lösen. Sie hatten eine Brückenfunktion zwischen der Welt des sichtbaren Erkennens und der nicht wahrnehmbaren Umwelt. Als Beispiel: Du hast verstanden, dass Du Holz bearbeiten kannst. Es war kein göttliches Phänomen. Weshalb Bäume aber überhaupt existierten, entzog sich Deiner Wahrnehmung. Eine göttliche Macht war im Spiel.

Wissenschaft als Bedrohung für alle Religionen

Die Wissenschaft bedeutete deshalb für alle Religionen zumindest anfänglich eine große Bedrohung. Schließlich verlagerte sie unerklärbare Phänomene aus dem göttlichen in den menschlichen Bereich. Berühmt wurde beispielsweise im Zusammenhang der Konflikt um die Frage, ob die Erde um die Sonne kreist oder nicht. Die Wissenschaft widerlegte von praktisch allen Religionen im Laufe der Zeit gewachsene Glaubenslehren. Viele Religionen benötigten lange Zeit, um sich anzupassen. Häufig gab es zuvor Versuche von Seiten der Religionen, die Wissenschaft zu unterdrücken.

Religionen schaffen Zusammenhalt und Verbindlichkeit

Religionen erfüllen aber auch einen Zweck, der über die Erklärbarkeit des Unerklärlichen hinausgehen. Deshalb überlebten sie den Siegeszug der Wissenschaft. Sie schaffen gesellschaftlichen Zusammenhalt und Verbindlichkeit. Früher einmal begann dies im sehr kleinen: Die meisten Religionen schreiben beispielsweise bestimmte Waschrituale vor. Heute wirken diese auf uns nur noch symbolisch. In der Antike und im Mittelalter hatten sie einen handfesten hygienischen Hintergrund. Ein ähnlicher Befund lässt sich für Speiseregeln erstellen – oder für Vorschriften, die Armen zu speisen.

Religionen schreiben zudem auch vor, wie der Umgang der Menschen untereinander ausfallen soll. Zumindest unter den Gläubigen sind sich dabei alle Glaubensrichtungen einig: Der Umgang hat friedlich und respektvoll zu erfolgen. Religionen erfüllen so bis heute eine Zentralfunktion: Sie helfen dabei, das menschliche Überleben zu sichern.

Bis zum heutigen Tag kann außerdem niemand widerlegen, dass nicht genau das der Plan der göttlichen Macht bzw. der göttlichen Mächte war, sollte es so etwas geben.