Kleines Solo – Interpretation (Erich Kästner)

Das 1947 erschienene Gedicht „Kleines Solo“ handelt von Enttäuschung, Einsamkeit, aber auch Liebe. Es wurde von dem berühmten Schriftsteller Erich Kästner verfasst, der unter anderem große Bekanntheit durch Kinderbücher wie „Das fliegende Klassenzimmer“ oder „Emil und die Detektive“ erlangte.

„Kleines Solo“ lässt sich gedanklich in drei Abschnitte unterteilen. Zuerst (V. 1-6) spricht er den Leser direkt an, und spricht von dessen allgemeingültiger Einsamkeit. Danach (V. 7-15) erzählt er von Wünschen und Träumen, die allerdings nie in Erfüllung gehen, sondern einen nur noch mehr in die Einsamkeit treiben. Zuletzt (V. 16-27) beschreibt er den traurigen Versuch zu lieben, der allerdings, wie alles andere auch, in einer nicht enden wollenden Einsamkeit vergeht.
Die Form ist unregelmäßig, hat aber dennoch einen gewissen Aufbau. Die Anzahl der Verse pro Strophe variiert und auch das Reimschema ist immer wieder von unreinen Reimen durchzogen, was die innere Zerrissenheit des lyrischen Sprechers widerspiegelt.

Bereits zu Beginn des Gedichtes wird deutlich, wie verzweifelt der lyrische Sprecher ist. Durch seine zentrale Aussage „Einsam bist du ganz alleine.“ (V. 1) bezieht er den Leser direkt ein, und lässt uns an seinen Gedanken und Gefühlen teilhaben. In jeder neuen Strophe wiederholt er diesen Satz, was ihn eindringlicher macht und zugleich wie ein endgültiges Fazit klinkt, indem er den Zusatz „und am schlimmsten ist die Einsamkeit zu zweit“ (z.B. V. 6) hervorbringt.

Es entsteht ein Gefühl der Auswegslosigkeit und man bekommt den Eindruck, in sich selbst gefangen zu sein. Die Zeit vergeht nur quälend langsam („aus der Wanduhr tropft die Zeit“, V. 2), was besonders im Hinblick auf die Träume des lyrischen Sprechers tragisch erscheint. Völlig hoffnungslos und ohne einen Sinn für das Leben weckt der lyrische Sprecher unzählige negative Gefühle beim Leser, die Mitgefühl erwecken und einen gleichzeitig dazu bringen, sein eigenes Leben und die heutige Gesellschaft zu hinterfragen. Denn völlig egal, was man mache, am Ende stehe wieder die Einsamkeit: „Schenkst dich hin. Mit Haut und Haaren.“ (V. 16), doch trotzdem erfährt der lyrische Sprecher nichts Gutes. Seine Weltansicht ist durch und durch pessimistisch, geradezu depressiv. Alles hat für ihn den Sinn verloren, denn „[Du] brauchtest Liebe. Findest keine.“ (V. 24).

Auch auf sprachlicher Ebene unterstützt Kästner diese Aussage. „Kleines Solo“ ist von zahlreichen Ellipsen durchzogen. Die Sätze sind des Weiteren kurz und abgehackt, was erneut das Gefühl der völligen Hoffnungslosigkeit unterstützt. Durch die Repetition des Satzes „Einsam bist du ganz alleine – und am schlimmsten ist die Einsamkeit zu zweit“ wird der freudlose, deprimierende Charakter des gesamten Gedichtes nochmals hervorgehoben.

Zusammenfassend ist zu sagen, dass Erich Kästners Gedicht „Kleines Solo“ von der Enttäuschung durch die Gesellschaft handelt, die es dem lyrischen Sprecher unmöglich macht, Liebe zu finden, und so seine Einsamkeit zu beenden. Stattdessen muss man ein trauriges Dasein ohne jedwede Gefühle akzeptieren, was dazu führt, dass nach und nach der Lebenswille verschwindet.