Was für Bezeichnungen gibt es noch für einen Ohrwurm? Und was macht einen Ohrwurm zum Ohrwurm?

„Atemlos durch die Nacht…“. Und da ist wahrscheinlich schon der erste Ohrwurm. Wir alle kennen diese Songs und Melodien, die wir einfach nicht mehr loswerden. Umgangssprachlich sprechen wir von Ohrwürmern, wenn ein Musikstück besonders eingängig ist und uns lange im Gedächtnis bleibt. Lieder mit Ohrwurm-Potential können aus allen Genres stammen. Doch was genau ist ein Ohrwurm und wie entsteht er?

So wird ein Lied zum Ohrwurm

Das kognitive Phänomen der Ohrwürmer tauchte bereits im 17. Jahrhundert in der Literatur auf. Die Wissenschaft hat sich inzwischen eingängig damit beschäftigt. Gedächtnisforscher gehen davon aus, dass wir vor allem dann anfällig für die hartnäckigen Melodien sind, wenn unser Arbeitsspeicher nicht ausgelastet ist. Das ist bei Routine-Tätigkeiten wie Fahrradfahren oder Putzen der Fall. Seltener pflanzt sich ein Ohrwurm bei konzentrierten Menschen ein. Etwa wenn sie Rätsel lösen oder lesen.

Aber auch die Musikstücke selbst besitzen bestimmte Eigenschaften, damit sie zu Ohrwürmern werden. Songs wie „YMCA“, „Gangnam Style“ oder Michael Jacksons „beat it“ haben einen hohen Wiedererkennungswert. Innerhalb des Liedes wiederholen sich einzelne Passagen in einer bestimmten Abfolge. Wie genau geht es nach „atemlos durch die Nacht weiter“? Richtig: auf einmal ist Grübeln angesagt. Deshalb ist in der Musikwissenschaft die Theorie verbreitet, dass niemals ganze Songs zu Ohrwürmern werden, sondern nur einzelne Zeilen. Häufig ist es der Refrain bzw. der Anfang davon.

Warum der Ohrwurm ein Ohrwurm ist

Der Ohrwurm ist eigentlich ein Tier. Genau genommen ein Insekt. Seinen Namen erhielt er der volkstümlichen Vorstellung nach, weil die Menschen früher glaubten, er könne ihnen ins Ohr kriechen und nicht mehr herausfinden. Ebenso wie Lieder, die (ungebeten) in unser Gehör eindringen. Hier sei kurz eingeschoben, dass das natürlich Unsinn ist. Ohrwürmer sind für den Menschen ungefährlich.

Der Ursprung liegt in der Antike. Damals erkannten Mediziner die heilenden Eigenschaften der Tiere. Zu Pulver zerrieben kamen sie bei verschiedenen Ohrkrankheiten zum Einsatz. Der Begriff Ohrwurm stammt wahrscheinlich aus dem englischen Sprachgebrauch. Das Wort „earworm“ wurde dann in die deutsche Sprache übersetzt. Der Duden definiert Ohrwurm heute als ein „Lied, Schlager, Hit, der sehr eingängig, einprägsam ist“. Veraltet spricht man auch von einem „Gassenhauer“. Dieses Alltagsphänomen ist unabhängig vom Genre. Selbst Werbejingles wie „Merci, dass es sich gibt“ oder „auf diese Steine können Sie bauen“ haben sich tief ins Gedächtnis eingebrannt.

Warum man Ohrwürmer so schwer wieder los wird

„We will, we will rock you“! Und schwups, ist es wieder passiert. Die Zeilen haben sich eingehämmert. Wie wird man sie jetzt wieder los? Oftmals verfolgt uns ein Ohrwurm über mehrere Stunden und selten bemerken wir, wann er verschwindet. Das lässt sich mit dem bereits angesprochenen Arbeitsspeicher erklären. Denn fokussieren wir uns auf eine bestimmte Aufgabe, ist weniger Speicher vorhanden. Der Ohrwurm verkriecht sich wieder.