Die Provinzen Chinas – Politische, wirtschaftliche und kulturelle Bedeutung

China ist das meist bevölkerte Land dieser Erde. Allerdings wird es, genau wie Deutschland auch, in verschiedene Gebiete geteilt. Bei uns handelt es sich dabei um Bundesländer, in China hingegen spricht man von Provinzen. Welche es gibt und welche Bedeutung sie für China haben, erfährst du in diesem Beitrag.

So viele Provinzen gibt es

China besteht insgesamt aus sechs Regionen. Diese wiederum sind in insgesamt 23 Provinzen, zwei Sonderverwaltungszonen, fünf autonome Regionen und vier regierungsunmittelbare Städte eingeteilt.

In Nordchina liegen die Provinzen Hebei, Shanxi, und Tianjin. In Nordostchina hingegen finden sich Jilin, Liaoning und Heilongjiang.

Ostchina umfasst acht Provinzen. Diese nennen sich Anhui, Fujian, Jiangxi, Shandong, Jiangsu und Zhejiang. Taiwan wird lediglich von der Volksrepublik China als 23. Provinz beansprucht, allerdings nicht kontrolliert. Dies gilt auch für zwei Inselgruppen in der Provinz Fujian.

Zentral- und Südchina umfasst die Provinzen Hubei, Hunan, Guangdong, Henan und Hainan. In Nordwestchina liegen Gansu, Qinghai und Shaanxi.

In der letzten Region, in Südwestchina, befinden sich die Provinzen Yunnan, Guizhou und Sichuan.

Anhui

Anhui ist eine Binnenprovinz und liegt am Jangtsekiang. Sie wurde bereits 1667 gegründet – mit der Hauptstadt Hefei. Die Wirtschaft ist eher landwirtschaftlich geprägt. Inzwischen hat die Provinz aber an wirtschaftlicher Bedeutung gewonnen, da sie das Zentrum der Schwerindustrie darstellt. Der BIP lag 2015 bei etwa 353 Milliarden US-Dollar. Unter den Provinzen Chinas belegt Anhui den 25 Platz, im Bezug auf den BIP.

Die kulturelle Bedeutung von Anhui bezieht sich vor allem auf seine Schriftsteller, etwa Chen Duxiu und Hu Shi.

Fujian

Fujian bildet zwei Verwaltungseinheiten. Dabei geht es zum einen um die Provinz Fujian selbst und zum anderen um die Inselgruppen Matsu und Quemoy, die allerdings von der Republik China auf Taiwan kontrolliert werden.

Kulturell stellt Fujian eine der linguistisch interessantesten Regionen der Welt dar. Nicht zuletzt dank seiner bergigen Natur und seiner Geschichte. Die unterschiedlichen Dialekte sind teilweise innerhalb von 10 Kilometern Entfernung unverständlich sein. Auch religiös lässt sich in Fujian einiges an Kultur finden. So sind vor allem der chinesische Volksglauben, der Buddhismus und der Daoismus verbreitet.

Der BIP der Provinz lag 2015 bei etwa 417 Milliarden US-Dollar. Die Landwirtschaft hat dazu 14,1 Prozent beigetragen, die Industrie 46,1 Prozent und die Dienstleistungen 39,7 Prozent.

Gansu

Die Provinz Gansu grenzt an drei weitere chinesische Provinzen und an die innere Mongolei. Bei einem Pro-Kopf BIP von 4.134 US-Dollar handelt es sich bei dieser Provinz um ein eher ärmliches Gebiet. Die Provinz zeichnet sich besonders durch ihr hohes Potential zur Energiegewinnung aus Wasserkraft aus. In Gansu findet sich zudem das Westende der chinesischen Mauer.

Guangdong

Die bevölkerungsreichste Provinz Chinas stellt Guangdong dar. Wirtschaftlich bringt es die Provinz auf ein Pro-Kopf BIP von 10.958 US-Dollar. So kann die Provinz bereits seit 25 Jahren ein konstant hohes Wirtschaftswachstum vorweisen. Dies geht neben der Industrie und dem Dienstleistungssektor auch auf den Außenhandel zurück.

Guizhou

Die Provinz Guizhou stellt ein gebirgiges Becken dar und gilt als ärmste Provinz Chinas. Der Pro-Kopf BIP lag 2015 bei 4.988 US-Dollar – so liegt das Wohlstandsniveau etwa bei dem von Paraguay. Guizhou bringt kulturell vor allem sehr talentierte Musiker und Künstler hervor. Auch an Touristenattraktionen, wie etwa dem Huangguoshu-Wasserfall und den Schluchten des Wuyanghe, fehlt es nicht.

Hainan

Die Provinz Hainan besteht aus vielen verschiedenen Inseln und ist seit 1988 einen Provinz Chinas. Hainan galt schon immer als wirtschaftlich schwach. So ist es nicht verwunderlich, dass der BIP im Jahr 2015 gerade einmal bei 59 Milliarden US-Dollar lag. Früher war die Provinz vor allem als Exil für in Ungnade gefallene chinesische Staatsdiener gedacht. Inzwischen gewinnt Hainan aber wieder an Bedeutung und wird sogar das „Hawaii von China“ genannt.

Hebei

Wirtschaftliche Bedeutung hat die Provinz Hebei vor allem in der Landwirtschaft. Sie ist Chinas bedeutendster Baumwollproduzent. Auch kulturell hat die Provinz einiges zu bieten. So befindet sich hier das Ende der großen Mauer. Die Stadt Chengde gehört zudem zum Weltkulturerbe der vereinten Nationen. Dies betrifft vor allem die vorhandenen Tempel.

Heilongjiang

Begrenzt von Russland, der Provinz Jilin un der inneren Mongolei, ist Heilongjiang eine wirtschaftliche schwache Provinz Chinas. Der BIP lag 2015 bei 242 Milliarden US-Dollar und geht vor allem auf die Schwerindustrie zurück.

Henan

Bis 2010 galt die Provinz Henan zu der bevölkerungsreichsten Provinz Chinas. Seine wirtschaftliche Bedeutung bezieht sich vor allem auf die Hochgeschwindigkeitsstrecken und den Eisenbahnknotenpunkt. Kulturell bietet die Provinz die Henan-Oper und die Longmen-Grotten.

Hubei

Hubei erwirtschaftete im Jahr 2015 einen BIP von 474 Milliarden US-Dollar. So lag das Wohlstandsniveau ungefähr auf dem Stand von Mexiko. Die Provinz verfügt über viele Bodenschätze, aber auch ihre Industrie ist nicht zu unterschätzen. So sind hier neben der Eisen- und Stahlindustrie auch die Automobil- und die Elektronikindustrie etabliert. Kulturell überzeugt die Provinz mit den Wudang-Bergen, mit dem Untergrundprojekt 131 und dem „Turm des gelben Kranichs“.

Hunan

Die Provinz Hunan liegt am Mittellauf des Jangtsekiang. Mit einem BIP von 479 Milliarden US-Dollar belegt Hunan den siebten Platz der chinesischen Provinzen. Außerdem ist die Provinz die Heimat der chinesischen Sprache Xiang.

Jiangsu

Die Provinz Jiangsu ist am gelben Meer gelegen. Hier wird sowohl Hochchinesisch, als auch der Wu-dialekt gesprochen. Der BIP der Provinz lag 2015 bei 1.125 Milliarden US-Dollar. So steht Jiangsu auf dem zweiten Platz der chinesischen Provinzen.

Jiangxi

Ein bedeutender Teil der Provinz Jiangxi sind die Süßwasserflächen. Die wirtschaftliche Bedeutung der Provinz ist relativ gering, da das Pro-Kopf-BIP im Jahr 2000 gerade einmal bei 4800 Yuan lag. Ein Viertel des gesamten BIPs geht auf die Landwirtschaft zurück. Ein Drittel hingegen liegt bei der Industrie, ebenso wie der Tourismus und die Dienstleistungen zusammen.

Kulturell ist vor allem der Gan-Dialekt bedeutsam. Er ist einer der sieben Dialektgruppen, die es in der chinesischen Sprache gibt. Außerdem ist die Ganju in Jiangxi beheimatet. Dabei handelt es sich um eine chinesische Oper.

Jilin

An die Provinz Jilin grenzen sowohl Russland, als auch Nordkorea. Hier findet sich das größte Naturschutzgebiet Chinas, das sich über 220.000 Hektar erstreckt.

Liaoning

Die Provinz Liaoning wird im Südosten von Nordkorea begrenzt und verfügt über 14 bezirksfreie Städte. Wirtschaftlich betrachtet erlebte Liaoning zwischen 2008 und 2012 ein Wirtschaftswachstum von über 13 Prozent. Seit 2015 befindet sich die Provinz allerdings in einer tiefen Rezession.

Qinghai

Die Provinz Qinghai liegt im Nordosten des tibetischen Hochlandes. Wirtschaftlich zeichnet sich die Provinz vor allem durch die Wanderviehwirtschaft aus.

Shaanxi

Die Provinz Shaanxi wurde bereits von 1,15 Millionen Jahren von den ersten Hominiden besiedelt. Kulturell ist die Provinz vor allem dank seiner Hauptstadt Xi’an interessant. Immerhin birgt sie noch zwei Bauten aus ihrer Blütezeit vor 1.300 Jahren. Auch lassen sich kaiserliche Mausoleen bewundern, ebenso wie das historische Museum von Shaanxi.

Shandong

Die Provinz Shandong liegt am Unterlauf des gelben Flusses und war zwischen 1898 und 1914 ein Teil der Provinz Kolonie des deutschen Reiches. Im Jahr 2015 lag der BIP bei 1.011 Milliarden US-Dollar. So lag das Wohlstandsniveau der Provinz etwa bei dem von Argentinien. Dies sind vor allem die Folgen der Industrie, aber auch des Dienstleistungssektor und dem Bergbau.

Kulturell überzeugt Shandong mit den fünf heiligen Bergen des Daoismus. Aber auch bedeutende Persönlichkeiten, wie etwa Konfuzius und Bian Que (der Erfinder der traditionellen chinesischen Medizin), wurden in der Provinz geboren.

Shanxi

Shanxi liegt westlich des Gebirges Taihang Shan und konnte 2003 ein BIP von 245,7 Milliarden US-Dollar vorweisen. Dies geht vor allem auf den ansässigen Maschinenbau, aber auch auf die chemische Industrie und die Textilindustrie zurück. Kulturell hat Shanxi die verschiedensten Denkmäler zu bieten. Auch die Hühlentempel mit einigen buddhistischen Statuen stellen ein kulturelles Erbe dar.

Sichuan

Die Provinz Sichuan wird traditionell als das „Land des Überflusses“ bezeichnet. Politisch gesehen ist Sichuan der chinesischen Zentralregierung direkt unterstellt. Sichuan spielte in Bertolt Brechts Theaterstück „Der gute Mensch von Sezuan“ den Handlungsort. Außerdem wurde der dissidente Autor Liao Yiwu in der Provinz geboren. Neben der Schwer- und Leichtindustrie stellt in Sichuan auch der Bergbau eine große Rolle in der Wirtschaft. Mit einem BIP von 483 Milliarden US-Dollar im Jahr 2015 belegte die Provinz den sechsten Platz.

Yunnan

Die Provinz Yunnan ist ungefähr so groß, wie die Niederlande und Deutschland zusammen. Im Jahr 2015 erwirtschaftete die Provinz allerdings nur 220 Milliarden US-Dollar. Neben Tee wird in Yunnan auch Kaffee angepflanzt und in die Welt exportiert.

Zhejiang

Zhejiang liegt im Südosten Chinas, an der Küste zum ostchinesischen Meer. Wirtschaftlich zeichnet sich die Provinz durch einen BIP von 688 Milliarden US-Dollar im Jahr 2015 aus. Die wichtigsten Industriezweige der Provinz sind der Schiffbau, Textilien und die elektromechanische Industrie.