Warum ist Belgiens Beleuchtung so gut, dass man sie vom Weltraum aus sehen kann?

Mit einer Fläche von 30.528 Quadratkilometer ist Belgien einer der kleineren Staaten in Europa. Trotzdem ist das Königreich in der Nacht einer hellsten Flecken auf dem Kontinent, der sogar von der internationalen Raumstation ISS gut zu sehen ist. Ein Umstand, der sonst nur Großstädten und Ballungsräumen vorbehalten ist.

Leuchtendes Belgien

Belgien ist deshalb vom Weltall aus so gut zu erkennen, weil dort die Schnellstraßen außerordentlich gut beleuchtet sind. Das Autobahnnetz in Belgien umfasst ohne die Autobahnringe in Großstädten wie Brüssel oder Antwerpen 1.625,7 Straßenkilometer. Weit über 90 Prozent davon sind Europastraßen. Und diese werden die ganze Nacht über beleuchtet. In der Wallonie, dem französischsprachigen Landesteil Belgiens, gilt das für rund drei Viertel der Autobahnen (rund 850 Autobahnkilometer), in Flandern sogar für alle. Dafür sind etwa 335.000 Lampen, die auf 150.000 Masten angebracht sind, notwendig.

Stromverbrauch und Kosten

Dieser Luxus kostet Strom und Geld. So verschlingt die Autobahnbeleuchtung in der Wallonie allein rund 10 Millionen Euro pro Jahr. Der Stromverbrauch im französischen Teil Belgiens für die Autobahnen liegt bei etwa 105 Gigawatt-Stunden. Ein Lichtblick in der umstrittenen Beleuchtungsfrage ist die Nachrüstung der Lampen von stromsparenden LED-Lampen, die nicht nur kostengünstiger, sondern auch heller sind.

Gründe für die Beleuchtung

Die Autobahnbeleuchtung wurde in Belgien gegen Ende der 1950er Jahre eingeführt. Anlass dafür war die hohe Anzahl an Autounfällen mit tödlichem Ausgang, vor allem nachts. So lag das Verkehrsaufkommen 1950 in der Nacht zwar nur bei einem Viertel des gesamten Verkehrsaufkommens, aber laut Statistik starben in der Nacht mehr als die Hälfte aller Verkehrstoten. Als Lösung des Problems erschien damals die Einführung der durchgehenden nächtlichen Autobahnbeleuchtung richtig. Zumal gerade in der Wallonie viele Autobahnkilometer durch Wälder führen und so Wildtiere besser erkannt werden können. Heute steht die Beleuchtung aus Kosten- und Umweltschutzgründen in der Kritik.

Ob die Nachtbeleuchtung die Sicherheit auf Belgiens Autobahnen tatsächlich erhöht hat, ist heute ebenfalls umstritten. Denn die verbesserte Sicht gibt den Autofahrern auch ein falsches Gefühl von Sicherheit, argumentiert das Belgische Institut für Straßensicherheit (IBSR). Außerdem sind die Lampenmasten gefährliche Hindernisse auf Autobahnen, die zum Tod von Unfallopfern führen. Dies liegt u.a. daran, dass die Lampen auf dem Mittelstreifen aufgestellt worden sind.

Abschaltung der Lampen?

Ob und in welchem Ausmaß die Lampen auf den Autobahnen nun abgeschaltet werden sollen, wird von der belgischen Politik seit Jahren diskutiert. Noch brennen sie, wie auf einem Foto des Astronauten Thoma Pesquet vom Mai 2017 gut zu sehen ist.