Warum wird Jesus als Nachfahre Davids bezeichnet, obwohl Maria nicht von Josef schwanger war sondern vom heiligen Geist?

Jesus wird als Nachfahre Davids angesehen, doch viele fragen sich, wie dies sein kann. Wenn Jesus doch nicht von einem Mann wie Josef gezeugt wurde, sondern durch das Wirken Gottes, den Heiligen Geist. Wie kommt also diese Verbindung zustande?

Was sagt die Bibel zu alldem?

Wenn man sich ganz zu Anfang anschaut, wer von wem abstammt und wer wen gezeugt hat, sieht man sofort, dass dort steht, dass zuletzt von David abstammend ein gewisser Mattan von Jakob abstammt. Und Jakob wiederum der Vater von Josef war, dem Manne Marias (Matthäus 1,1-17, Einheitsübersetzung). Die Bibel sagt also, dass Josef der Nachfahre Davids ist und so dann Jesus. Doch wie kann das funktionieren, wenn Jesus nicht von einem Mann wie Josef gezeugt wurde, sondern vom Heiligen Geist? Kann Jesus demnach Davids Nachkomme sein, wenn doch Josef, der vermeintlich richtige Nachkomme, nichts mit Jesus Zeugung zu tun hatte?

Darüber wird in der genannten Bibelstelle nichts weitere gesagt, sondern nur, dass Josef eben der Mann Marias ist, die wiederum Jesus geboren hatte und so die Nachkommenschaft David entstand. Biologisch ist diese Nachkommenschaft so aber nicht gängig und möglich. Außer, man übergibt eine Nachkommenschaft „im Geiste“ und nicht durch die DNA und das Blut, was wiederum äußerst ungewöhnlich wäre.

Maria – Nachfahrin Davids?

Die Bibel spricht in Römer 1,1-3 davon, dass Jesus „nach dem Fleisch“ aus dem Geschlecht Davids geboren wurde, was also nur über seine Mutter Maria möglich gewesen sein konnte, wenn Josef keinerlei Zutun an der Empfängnis Jesu hatte. Allerdings wird nur Josef in der Bibel als Nachfahre Davids beschrieben. Da es aber zwingend notwendig war, dass der Sohn Gottes von David abstammte, musste Maria ebenso von David abstammen, wenn Josef immerhin nichts mit alldem zu tun hatte.

So ergibt sich die logische Schlussfolgerung, dass Josef zwar von David abstammte, Maria aber ebenso: sie entstammte dem Geschlecht Davids, und zwar der königlichen Linie durch Davids Sohn Salomo. Deshalb besaß Jesus auch aufgrund seiner Abstammung gemäß dem Fleische nach rechtmäßig den Anspruch auf den Thron seines Vaters David.
Marias Ehemann Josef war zwar ebenfalls aus dem Hause Davids, dieser entstammte allerdings einer anderen Linie, die von Davids Sohn Nathan ausging (siehe Lukas 3,31). Marias Abstammung aus dem königlichen Geschlecht Davids rührt aus der väterlichen Seite her und nur so konnte Jesus überhaupt dem Fleische nach wahrer Nachkomme Davids werden.

Zwei mögliche andere Erklärungen

Die Katholische Kirche erklärt die Abstammung so, dass die Mutter von Josef Eli geheiratet hatte (Lukas 3,23), dieser jedoch starb, bevor sie Kinder bekamen. Auch die Großmutter hatte ihren ersten Mann verloren und so ein zweites Mal geheiratet. Von beiden Männern hatte sie Söhne und so ging der Halbbruder Jakob mit der nun verwitweten Mutter die sogenannte Schwagerehe ein, woraus Josef entstammte. So blieb nach jüdischer Tradition das Geschlecht von Eli erhalten.

Die andere Erklärung dazu ist die, dass viele im Stammbaum, der im Lukasevangelium steht, in Wahrheit den Stammbaum von Maria sehen, nach welcher Version diese keinen Bruder hatte und so als Erbtochter das Erbgut in Betlehem empfing (4. Mose 27,8). So musste sie gegen die Gewohnheit bei der Volkszählung nach Betlehem reisen und sie durfte auch nicht außerhalb ihres Stammes heiraten (4. Mose 36,8-9), denn der Mann einer Erbtochter musste sich so in das Geschlecht ihres Vaters einschreiben lassen und erhielt somit „zwei“ Väter. Auf diese Weise soll Joseph ein Sohn Jakobs und Elis (Matthäus 1,16/Lukas 3,23) geworden sein.

Fakt ist, wäre Jesus letztendlich nicht in Wahrheit, Fleisch und Geist von König David abstämmig, wäre es den Gegnern Jesu ein Leichtes gewesen, ihm seine Messianität abzusprechen. Doch da bis zur Zerstörung des Tempels (70 n.Chr.) alle Geschlechtsregister vollständig erhalten geblieben waren, konnte man sich sehr gut von Jesu Abstammung aus dem Geschlecht Davids überzeugen.