Bedeutung von Partikularinteressen in der Politikwissenschaft

Wenn Du Dich mit Politikwissenschaft beschäftigst, hörst Du häufig den Begriff Partikularinteressen. Dabei handelt es sich um Interessen, die innerhalb einer größeren Gruppe nur für eine kleinere Gemeinschaft besonders bedeutend sind. Diese Partikularinteressen werden zum Beispiel in internationalen Bündnissen durch einzelne Staaten oder in der deutschen Politik von Bundesländern vertreten. Zudem spielen Zielsetzungen von Volksgruppen oft eine sehr wichtige Rolle.

Partikularinteressen in der internationalen Politik

In Vereinigungen wie der Europäischen Union wollen Staaten ziemlich häufig ihre Partikularinteressen durchsetzen. Denn die Bevölkerung und die Wirtschaft in verschiedenen Ländern profitieren manchmal von äußerst unterschiedlichen Entscheidungen. Bei Partikularinteressen geht es nicht selten darum, wie die Gemeinschaft bedeutende Handelspartner von einzelnen Nationen behandelt. Österreich hatte durch seine Handelsbeziehungen beispielsweise ein außergewöhnliches Interesse am EU-Beitritt Kroatiens. Dieses Partikularinteresse vertraten die österreichischen Politiker bei Verhandlungen zwischen den EU-Mitgliedern sehr offensiv.

Insofern über derartige Fragen abgestimmt werden muss, ist regelmäßig die Zustimmung von sämtlichen Bündnismitgliedern erforderlich. Andere Staaten machen dann ihre Ja-Stimme wiederum oft davon abhängig, ob Partner im Gegenzug die eigenen Partikularinteressen bei unabhängigen Beschlüssen genauso berücksichtigen. Zumindest theoretisch besteht darum die Gefahr, dass die Mitglieder einer Gemeinschaft sich gegenseitig erpressen und blockieren, bis egoistische Ziele erreicht werden. Schlimmstenfalls kommt es dadurch zunächst zu Austritts- oder Ausschlussdrohungen und schließlich zum Zerfall eines Staatenbundes. Wenn Mitglieder zu viele Partikularinteressen verfolgen, vernachlässigen die Beteiligten häufig die gemeinsamen Ziele. Daraufhin erfüllt die Vereinigung nicht mehr ihren eigentlichen Zweck, während am Ende alle Einzelnen unter diesem Zustand leiden.

Negativer Einfluss der Interessen durch Partikularismus

Manche Politiker erklären bereits im Wahlkampf, dass sie innerhalb von Staatenbündnissen den eigenen Partikularinteressen im Vergleich zum Gemeinwohl Vorrang geben möchten. Hierdurch kommt es zum sogenannten Partikularismus. Donald Trump hat zum Beispiel vor der Wahl des US-amerikanischen Präsidenten 2016 offensiv mit Partikularinteressen um Stimmen geworben. Der Republikaner kündigte sogar an, Bündnisse notfalls aufzukündigen und bei der Aushandlung von neuen Verträgen höhere Zahlungen für die USA zu verlangen. Ein derartiger Partikularismus führt möglicherweise zur Isolierung einer Nation in der internationalen Politik. Damit bedroht die grundsätzliche Bevorzugung der eigenen Einzelinteressen langfristig möglicherweise sogar den Frieden zwischen ehemaligen Bündnispartnern.

Partikularinteressen in der nationalen Politik

Die Vertreter von kleineren Regionen kämpfen in der nationalen Politik häufig ebenfalls um ihre individuellen Partikularinteressen. In Deutschland sind einige Bundesländer manchmal unter anderem daran interessiert, dass Arbeitsplätze in speziellen Branchen durch bundespolitische Entscheidungen nicht in Gefahr geraten. Ministerpräsidenten aus Braunkohleregionen wollen deshalb beispielsweise im Rahmen von Koalitionsverhandlungen oft die Abschaltung von Kraftwerken mit zahlreichen Mitarbeitern verhindern. Die Bevölkerung von Gemeinden in Landkreisen und Ortsteilen in Städten verfolgt in Kreis- oder Stadtparlamenten genauso ständig besondere Interessen. Darüber hinaus formulieren Konzerne, Volksgruppen und Gewerkschaften regelmäßig Partikularinteressen, die bei nationalen Entscheidungen von nahestehenden Politikern nicht selten in den Vordergrund gerückt werden.