Die Domestizierung der Schweine: Haben domestizierte Schweine wirklich ein Rippenpaar mehr als die Ur-Schweine?

Schweine gelten seit jeher als lohnenswerte Nahrungsquelle. Sie gehören zu den ersten Tieren, die vom Menschen domestiziert wurde. Als Resteverwerter boten sie schon vor tausenden von Jahren einen Fleischvorrat, der nicht erst mühsam gejagt werden musste. Auch über verderbendes Fleisch, das damals nicht lange gelagert werden konnte, musste man sich durch die Schweinehaltung keine Sorgen machen.

Vom Urschwein zum Nutztier

Wie genau die Domestizierung vom Wild- zum Hausschwein ablief, kann nicht genau geklärt werden. Archäologische Ausgrabungen belegen, dass Schweine bereits vor 7000 – 9000 Jahren domestiziert wurden. Knochen von domestizierten Schweinen wurden im Nahen Osten, aber auch im alten China gefunden. Mithilfe von Untersuchungen der DNA liegt die Vermutung nahe, dass in vielen Teilen der Welt unabhängig voneinander Domestizierungen von Schweinen stattgefunden haben.

Wie diese Domestizierung genau ablief ist Grundlage zahlreicher Theorien. Beispielswese wird vermutet, dass Urschweine die Nähe des Menschen von sich aus suchten. Auch heute noch gelten Schweine als resteverwertende Allesfresser. Vermutlich wurden sie zuerst von den Menschen verjagt, da sie als „Fressfeinde“ angesehen wurden, bevor man in ihnen einen lebenden Fleischlieferanten erkannte und sie einsperrte. Bis ca. 5000 vor Christus verbreitete sich die Schweinehaltung schließlich bis nach Mitteleuropa aus. In trockenen, heißen Gebieten, wie Afrika, wurde das Schwein nicht domestiziert, da es für die dortigen Lebensbedingungen nicht geeignet war.

Während Schweine in Griechenland als Erntehelfer benutzt wurden, bildeten Bauern sie im Mittelalter zu Jagdschweinen aus, da sie keine Jagdhunde besitzen durften. In Amerika fanden die Schweine durch Kolumbus einen neuen Lebensraum, da dieser sie 1493 mit auf seine zweite Weltreise nahm und sie auf dem fernen Kontinent aussetzte. Im 18. Jahrhundert wurden die ersten Speckschweine von den Engländern in Europa eingeführt. Die ersten zur Schweinezucht geeigneten Schweinerassen, die sich durch die Ansetzung von viel Fett auszeichneten, fanden ihren Weg nach Deutschland im Jahre 1860.

Unterschiede zwischen Urschwein und Hausschwein

Ein interessanter Fakt stellt die zusätzliche Rippe der heutigen Schweine dar, die ihren Vorfahren fehlt. Doch wie kam es zu dieser Entwicklung? Die Körperliche Veränderung kann auf das Bedürfnis der Menschen nach magererem Fleisch zurückgeführt werden. Der Körper der Schweine wurde länger und schmaler, wodurch ein zusätzliches Rippenpaar entstand. Schaut man sich das heutige Hausschwein an, wird schnell klar, dass die zusätzliche Rippe nicht die einzige körperliche Veränderung war, der die Schweine auf ihrer langen Reise durch die Domestizierung erlegen sind.