Warum sind Geistheiler in Großbritannien und der Schweiz verbreitet und anerkannt – in Deutschland aber deutlich weniger?
Geistheiler sind Menschen, die andere durch spirituelle Kräfte (göttliche Kraft, Magie) heilen können. Dabei werden die verschiedensten Methoden angewendet, beispielsweise Gesundbeten, Handauflegen, Fernheilung und anderes. Selbst Schulmediziner müssen zugeben, dass Geistheiler mitunter sogar unter Laborbedingungen verblüffende Erfolge erzielen.
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Geistheiler in Deutschland
In Deutschland gibt es ungefähr 15.000 Personen, die sich selbst als Geistheiler bezeichnen. Experten schätzen, dass sie etwa 4 Milliarden Euro im Jahr umsetzen. Geistheiler ist zwar kein anerkannter Beruf in Deutschland, trotzdem hat sich die rechtliche Situation der Betroffenen verbessert. Im Jahr 2004 fällte das Bundesverfassungsgericht ein Grundsatzurteil, dass Geistheiler keine Erlaubnis nach dem Heilpraktikergesetz benötigen, um ihre Tätigkeit auszuüben. Jedermann, der sich dazu berufen fühlt, darf sich Geistheiler nennen und Menschen behandeln. Seriöse Geistheiler sind im Dachverband Geistiges Heilen e.V. organisiert und hat um die 4.700 Mitglieder.
Geistheiler in der Schweiz
In der Schweiz sind Geistheiler ein fester Bestandteil der Kultur. Viele Gebiete der Schweiz, abseits der touristischen Zentren, werden noch heute von einer lebendigen bäuerlichen Kultur geprägt. In dieser Kultur haben Geistheiler einen festen Platz. Die Menschen dort gehen schon seit Generationen zu Geistheilern. Diese behandeln nicht nur Menschen, sondern auch Tiere. Geistheiler helfen zum Beispiel bei Schmerzen, die von Verbrennungen herrühren, bei Asthma-Anfällen und Gicht.
Bis heute gibt es sogar einige Schweizer Fachärzte, die ihren Patienten in bestimmten Fällen empfehlen, sich an einen Geistheiler zu wenden. In manchen Kliniken verfügt das Personal sogar über deren Telefonnummern, die es bei Bedarf den Patienten mitteilt. Der Tradition zufolge darf ein Schweizer Geistheiler für seine Behandlung kein Geld verlangen, weil er sonst seine Heilkräfte verlieren würde. Die Schulmedizin in der Schweiz steht Geistheilern neutral gegenüber. Geistheilung wird sogar teilweise als alternative Behandlungsmethode empfohlen. Das Schweizer Bundesamt für Gesundheit hat bis jetzt gegenüber Geistheilern keine offizielle Stellungnahme abgegeben. Seriöse Heiler in der Schweiz sind im SVNH (Schweizerischer Verband für natürliches Heilen) organisiert.
Geistheiler in Großbritannien
Die Situation der Geistheiler ist in Großbritannien wesentlich besser als in Deutschland. Im Vereinigten Königreich kommen auf ungefähr 22.000 niedergelassene Ärzte um die 14.000 Geistheiler. Die beiden Gruppen stehen sich nicht feindlich gegenüber, sondern arbeiten zusammen. Wenn der Patient es wünscht, überweist sein behandelnder Arzt ihn zu einem Geistheiler. Die Kosten der Behandlung durch den Geistheiler werden durch die Krankenkasse übernommen. Das britische Gesundheitsministerium ist der Ansicht, dass durch Geistheilung Kosten eingespart werden können.
Der gefühlte Erfolg scheint das zu bestätigen. Bis zu Zweidrittel der Patienten fühlten sich nach einer Behandlung durch Handauflegen deutlich wohler. Bei bis zu 10 Prozent aller Betroffenen waren die Beschwerden sogar vollständig verschwunden. Geistheiler sind besonders bei der Behandlung chronischer Schmerzen, Asthma, Neurodermitis, Verspannungen und Allergien erfolgreich. Der Heilungserfolg wurde in mehreren unabhängigen Studien nachgewiesen. Trotzdem tut sich anders als Großbritannien in Deutschland die Schulmedizin schwer, Geistheilung als alternative Methode zu akzeptieren.