Wie und wieso können bei Bundeswehr und Polizei Waffen verschwinden? Korruption oder Fahrlässigkeit?

Die Fälle in denen Waffen bei der Bundeswehr oder der Polizei verschwinden sind leider sehr spektakulär. Vor drei Jahren machte ein Fall bundesweit Schlagzeilen, bei dem bei einer einzigen Schießübung sechs Gewehre und eine Pistole verschwunden wären. Obwohl jede einzige Waffe in unrechtmäßigem Besitz eine zu viel ist, sollte man doch die Kirche im Dorf lassen.

Anfang April 2018 dienten beispielsweise 179.753 Menschen als Soldaten bei der Bundeswehr, dazu kommt noch an vielen Standorten ziviles, bewaffnetes Wachpersonal von Privatunternehmen. Angesichts dieser hohen Anzahl an Menschen mit Kontakt zu Waffen und Kriegsgerät erscheint diese Zahl sehr gering. Insbesondere weil in anderen Rechtsordnungen – wie den USA – der Waffenbesitz sogar für den „Normalbewohner“ beinahe alltäglich ist. Die Tagesschau berichtete Anfang Oktober 2017, dass in den USA 300 Millionen (!) Waffen im Umlauf wären.

Bundeswehr und Polizei: Hochsicherheitsumgebung mit geprüftem Personal

Die Wahrscheinlichkeit das Waffen bei der Bundeswehr und der Polizei verschwinden ist sehr gering. Vor einer Neueinstellung werden alle zukünftigen Beamten oder Zeitsoldaten gründlich überprüft. Mit Vorstrafe geht dort gar nichts. Du kannst also davon ausgehen, dass wann immer Dir ein Polizist gegenüber steht, dieser nicht vorbestraft oder gewalttätig ist. Menschen mit einer „kriminellen Karriere“ werden nicht eingestellt.

Deshalb gehen die Sicherheitsmaßnahmen auch von einer normalen Bedrohung bzw. Diebstahlsgefahr aus.

Traurige Einzelfälle lassen sich leider nicht vermeiden

Der Diebstahl und die anschließende, tödliche Verwendung einer Dienstwaffe mit Mord- oder Selbsttötungsabsicht kommt zum Glück sehr selten vor. Lässt sich aber wohl nicht zu 100 % ausschließen.

Die folgenden Fälle geschahen bei der Polizei, nicht der Bundeswehr:
In den letzten Jahren war dies in Marktoberdorf und Freiburg der Fall. Das Problem dabei: Nach der anstrengenden Streifenfahrt versperren die Polizisten eigentlich ihre Waffen im Spind der Polizeiwache und bei Schichtende wird die nicht genutzte Munition akribisch nachgezählt. Nach langen Schichten oder auch Überstunden kann es dann durchaus auch einmal passieren, dass man bei Müdigkeit nicht so genau hinguckt. Routine ist leider – wie in jedem anderen Beruf auch – der Feind einer hohen Sicherheit. Eines könnte und sollte Dich aber beruhigen: Die Anzahl der entwendeten Patronen ist sehr gering, so dass ein Amoklauf gegenüber Unbeteiligten ausgeschlossen scheint.

Stetige vollständige Inventur sorgt für geringe Verlustquoten

Im Gegensatz zum Einzelhandel werden bei der Bundeswehr und der Polizei das Inventar bzw. der Waffenschrank ständig geprüft. Bei der Bundeswehr kann beispielsweise nicht jeder einzelne Soldat alleine eine Waffe zu jedem Zeitpunkt herausholen, sondern nur wenn es dienstlich notwendig ist. Da dem Soldaten eine ganz bestimmte Waffe zugeordnet ist, weiß man auch wer seine Waffe mitgenommen hätte.

Bei der Ausgabe der Munition sind zudem mindestens zwei weitere Soldaten beteiligt, so dass hier das 6-Augen-Prinzip angewendet wird. Viel sicherer geht es nicht!

In der Zusammenfassung kann gesagt werden, dass Du im Normalfall wahrscheinlich nie einem Polizisten oder Soldaten mit Waffe begegnen wirst, der diese gerade gestohlen hat. Etwas wahrscheinlicher wäre eine Waffe eines Kriminellen, der diese auf dunklen Wegen auf Kriegs- oder Konfliktgebieten herausgeschmuggelt bekommen hat.