Wie Russland zur Weltmacht wurde: Ein kurzer Überblick auf einer halben Seite

Heute gilt Russland weitgehend unbestritten als Weltmacht. Doch wie wird ein Land überhaupt zur Weltmacht und wie schaffte Russland den Schritt zu dieser exponierten Stellung?

Die Weltmacht – ein Definitionsversuch

Sicherlich gab es durch die Geschichte verschiedene Großreiche, die es schafften, in ihrem Einflussgebiet eine dominante Stellung einzunehmen. Beispiele wären etwa die Griechen, die Römer, aber auch die Chinesen oder die Maya. Von Weltmächten spricht man bei diesen Staaten aber in der Regel deshalb nicht, weil schlicht die geopolitische Ebene fehlte, auf der eine weltpolitische Vormachtstellung geltend gemacht werden könnte.

Üblicherweise wird der Begriff der Weltmacht daher ab dem Zeitalter der Entdeckungen verwendet und umschreibt einen Staat, der politisch, militärisch, aber auch wirtschaftlich, eine Vormachtstellung gegenüber allen anderen Staaten anstrebt und in zumindest in Teilen auch einnimmt. Das heutige System der Weltmächte entstand in der Zeit des Imperialismus, in dem auch Russland seinen Weg zur dominanten Macht des eurasischen Kontinents nahm.

Russlands Weg zur Weltmacht

Besonders schwierig zu verorten sind die Anfänge des Weltmachtdaseins bei Russland, einem Vielvölkerstaat, der über die Jahrhunderte aus verschiedensten Kulturen und Ethnien entstand.

Die Anfänge

Ein greifbarer Ansatzpunkt für das Aufwärtsstreben des russischen Staates ist die Zarenzeit. Seit Mitte des 16. Jahrhunderts schufen die russischen Zaren über die Jahrhunderte ein zusammenhängendes Staatsgebiet, das von den Grenzen Chinas über Sibirien bis an die Grenzen Osteuropas und das Schwarze Meer reicht. Auch wenn zu diesem Zeitpunkt noch keine weltpolitischen Ambitionen im Vordergrund standen, zeigte sich jedoch bereits hier das Streben nach Größe und Bedeutung.

Der Umbruch

Größte Zäsur der Russischen Geschichte dürfte sicherlich die Oktoberrevolution 1917 und die anschließende Weiterexistenz als Sowjetunion gewesen sein. Gerade die als Folge völlig veränderte Ausrichtung des Staates und seiner Ideologie dürfte den Ausschlag zum Aufstieg zur Weltmacht gegeben haben. Wo der Zar bisher als Monarch unter vielen unter Seinesgleichen regierte, sah sich die Sowjetunion als einziger (politisch relevanter) Staat kommunistischer Ausrichtung der gesamten westlichen Welt gegenüber. Da die kommunistische Lehre keine Koexistenz mit anderen Ideologien vorsah, war das Streben an die Spitze unvermeidlich.

Als eine der Siegermächte im zweiten Weltkrieg, konnte Rußland seine Einflußspähre bis nach Ostdeutschland und damit bis weit nach Europa ausdehnen. Vom Ende des zweiten Weltkriegs bis zum Zerfall der Sowjetunion herrschte ein anhaltender Machtkampf, allerdings ohne direkt millitärische Konfrontation, mit der westlichen Welt. Der sogennante Kalte Krieg.

Der Wiederaufstieg

Nach dem Zerfall der Sowjetunion (1991) erlebte das nun wieder Russland genannte Land zunächst eine Phase von Stagnation und Zerfall, in der die weltpolitische Bedeutung stak abnahm. Doch spätestens seit der ersten Wahl Vladimir Putins an die Spitze des Russischen Staates zeigt sich deutlich, dass die selben Mechanismen – nun unter verstärkt marktwirtschaftlich orientiertem Staatssystem – erneut greifen, die bereits die Sowjetunion zur Weltmacht gedrängt haben. Ob UDSSR oder Russland, der frühere Weg scheint sich weiter wie in der Vergangenheit fortzusetzen, wenn auch unter veränderten ideologischen, wirtschaftlichen und politischen Gesichtspunkten.

Fazit

Russland zeigt weitgehend ohne Veränderung seit Jahrhunderten einen hohen machtpolitischen Anspruch auch über seine direkten geografischen Nachbarn hinaus. Letztendlich lässt sich sagen, dass die vorhandene weltpolitische Bedeutung einem beständigen und beharrlichen Streben an die Spitze geschuldet ist. Die weltwirtschaftliche Bedeutung von Russland hingegen war und ist bis heute als eher weniger relevant einzuordnen. Nach Zahlen des IWF 2017 liegt Russland nach Größe des Bruttosozialprodukts gerade einmal auf Platz 12 der Wirtschaftsstärke. Und damit hinter Kanada und Südkorea. Berücksichtigt man neben dem international vergleichbarem Bruttoinlandsprodukt die Kaufkraft im eigenen Land, so rückt Russland im Ranking allerdings schon auf einen relevanten 6 Platz auf.

Man kann sicher gut die Meinung vertreten, dass Freiheit und Wohlstand des Volkes häufig den weltpolitischen Ambitionen, untergeordnet wurden. Was auch nicht zwangsläufig im Gegensatz zu den Erwartungen und Ansprüchen von weiten Teilen der Bevölkerung stand und steht.