Eine Zeitreise in die Kindheit: Wenn du nach 1972 geboren bist, brauchst du nicht weiterlesen. Denn das Folgende verstehst Du nicht.

Stell dir vor, du wachst auf, weil der Wecker klingelt. Dieser Wecker ist aber nicht dein Handy – denn du befindest dich im Jahr 1972. Dein Wecker ist also eine echte Uhr, mit Zeigern und allem drum und dran. Und er macht nervige, piepende Geräusche. Hier kommt das Positive: wer einen solchen Wecker gegen die Wand geworfen hat, hat nicht gleich die Verbindung zur Außenwelt gekappt, sondern: eben nur den Wecker demoliert. Der Kaffee, den du dir jetzt machst, kommt aus der Filtermaschine. Ja, sowas gibt es schon.

Nächster Tagesordnungspunkt, bevor diese Rückblende zu Ende ist: Kommunikation mit der Außenwelt. Das Telefon im Wohnzimmer hat ein Kabel vom Apparat zum Hörer, eine Wählscheibe und ist meist grau oder grün. Zweite Kommunikationsmöglichkeit: Die Schreibmaschine. Computer sind anno 1972 noch so groß, dass sie einen ganzen Raum füllen und aufwändig gekühlt werden müssen. Aber glücklicherweise gibt es ja die gute alte Schreibmaschine, in die Seite für Seite eingespannt und betippt werden kann: Achtung bei Fehlern!

Doch was passiert geschieht eigentlich außerhalb der eigenen vier Wände in diesem Jahr in Deutschland und der Welt?

Eine bewegte Zeit und Stunde Null in Deutschland

Der Anfang der 70er Jahre markiert eine weltweite Aufbruchstimmung. Wir befinden uns mitten im Kalten Krieg zwischen den USA und Russland, der immer wieder bedrohliche Spitzen annimmt, glücklicherweise aber nie zu einem „heißen Krieg“ werden soll. Die Volksrepublik China und die USA unter Richard Nixon nähern sich in diesem Jahr an und tragen so zu einer Machtverschiebung im Kalten Krieg bei.
Einige Geschehnisse in Deutschland bieten 1972 Anlass zur Sorge. Abgesehen davon, dass das Land seit nunmehr elf Jahren in Ost- und Westdeutschland geteilt ist, wird der Westen seit Beginn des Jahrzehnts von der RAF, der Roten Armee Fraktion, terrorisiert, die Anschläge auf Politiker und Geschäftsleute verübt. Und damit nicht genug: Während der olympischen Sommerspiele in München kommt es zur Geiselnahme von israelischen Athleten durch palästinensische Terroristen, die mit der Ermordung aller elf israelischen Geiseln, fünf Geiselnehmern und eines Polizisten endet. Das Ereignis ist übrigens auch die Geburtsstunde der GSG 9.

Doch weg von den deprimierenden Ereignissen: In Schweden passiert derweil etwas ähnlich Weltbewegendes: Eine vierköpfige Band, bestehend aus den Künstlern Agnetha Fältskog, Björn Ulvaeus, Benny Andersson und Anni-Frid Lyngstad nimmt ihre erste Single auf. Wir werden sie später unter dem etwas kürzeren Titel kennen.

ABBA steht aber nicht nur für melancholische Schunkelmusik, sondern auch für unglaublich coole Outfits. Und das nicht ohne Grund.

Übrigens: Die Mode

Die Mode in diesem Jahr gibt wirklich allen Anlass zur Freude. Farben, Farben, Farben. Alles ist erlaubt: Hosen, Röcke (sehr kurz und etwas länger), Strumpfhosen, Twinsets, Mäntel, Jacken, Stirnbänder. Es gilt nur eines: bunt muss es sein. Unifarben, bunte Streifen, Karos und andere Muster. Das Jahr 1972 ist auf den Körpern der Menschen lebensfroh und vielseitig. Super, oder?