Seit wann und warum gibt es die Beschneidung von jungen Männern? In welchen Kulturen?

Die Beschneidung oder auch Zirkumzision von männlichen Kindern und Jugendlichen, bedeutet das Wegschneiden der Vorhaut. Heutzutage gibt es weltweit ca. 35 Prozent Männer, die beschnitten sind, hauptsächlich aus religiösen Überzeugungen.

Was ist eigentlich eine Beschneidung?

Bei einer Beschneidung wird die Vorhaut soweit es geht nach vorne gezogen und gestrafft. Dann wird die Vorhaut kreisrund am Eichelende abgetrennt. Dieses Abtrennen wird meistens mit einem Skalpell durchgeführt, aber auch Klemmen oder Plastikringe kommen zum Einsatz. Bei einer jüdischen Beschneidung wird die Vorhaut mit einem Messer abgetrennt. Es gibt dabei vier verschiedene hauptsächliche Beschneidungsstile: low and tight“, „low and loose“, „high and tight“ und „high and loose“.

Beschneidungarten: Low, high, loose, tight

  • low – Hier wird nahe an der Eichel geschnitten und
  • high – mit einem Schnitt weiter entfernt von der Eichel am Schaft
  • loose – bedeutet die Eichel ist im nicht erigierten Zustand noch teilweise bedeckt
  • tight – bedeutet die Eichel liegt immer frei

Warum und wo gibt es das Ritual der Beschneidung?

Im Judentum ist die Beschneidung auf ein Gebot Gottes an den Stammvater Abraham zurückzuführen. Sie wird als Bund mit Gott verstanden und wird an Kindern kurz nach der Geburt, üblicherweise im „Alter“ von acht Tagen, vom Mohel (einem nur dafür ausgebildeten Mann) durchgeführt. Im Christentum wird das durch den Akt der Taufe übernommen.

Im Islam heißt die Beschneidung von Kindern und Jugendlichen Sunna. Hier huldigt man dem Propheten Mohammed der, wie es berichtet wird, ohne Vorhaut geboren wurde. Das Aufnahmeritual wird häufig erst mit 12-13 Jahren als großes Familienfest, der Sünnet, begangen. In manchen afrikanischen Gebieten ist die Beschneidung ein Aufnahmeritual bei dem ein Jugendlicher zum Mann wird. Durch das Aushalten der Schmerzen muss er Mut zeigen und sich als Mann beweisen.

In Afrika und in der arabischen Welt liegt der Anteil der beschnittenen Männer bei über 80 %. Aber auch in Europa verfassten im 17. Jahrhundert viele zweifelhafte Ärzte Schriften, die besagten, dass Onanie also Selbstbefriedigung der Ursprung vieler Krankheiten ist. Deswegen wurde die Beschneidung empfohlen und zwar ohne Betäubung, damit man immer wieder an die Schmerzen erinnert wird, wenn man wieder mal Hand an sich legen möchte. Dadurch nahm die Zahl der Beschneidungen auch in Europa stark zu. In einem Lehrbuch für Urologen wurde dies zuletzt sogar noch im Jahre 1970 angepriesen.

Nicht nur in Kanada wurden die Kosten für Beschneidungen bis in 90er von Krankenkassen übernommen. In den USA wurde bis ins Jahr 2000 ca. die Hälfte der neugeborenen Jungs kurz nach der Geburt beschnitten. In Deutschland steigt momentan die Zahl leicht an, jedoch sind es im Jahr unter 10.000 Beschneidungen. Südkorea hingegen verzeichnet einen starken Anstieg an Beschneidungen.

Beschneidung – Pro und Kontra

Befürworter der Beschneidung nennen an erster Stelle den Hygienefaktor. Durch das Fehlen der Vorhaut kann die ein- oder andere Keimbildung verhindert werden. Wobei Männer, die nicht beschnitten sind, sich einfach öfter waschen müssen, um Keimbildung zu verhindern. Als Vorteil kann wahrgenommen werden, dass man durch die ständige Reibung der blanken Eichel mit der Unterwäsche nach einer Zeit der Überreizung, die Reibung beim Geschlechtsverkehr nicht mehr so intensiv spürt und dadurch beim Liebesakt länger aushält.

Gleichsam kann das ein Nachteil sein, wenn man schwerer „gereizt“ werden kann, was vielleicht bis zur völligen nicht Stimulierung führen kann. Gegen eine Beschneidung spricht auf jeden Fall das Risiko der Entzündungen, das mit jeder Operation einher geht.

Ein philosophisches Kontra ist: Man möchte durch die Beschneidung seinem Gott huldigen. Aber ist nicht das Gegenteil der Fall? Gott soll uns ja nach seinem Ebenbild erschaffen haben. Also so wie er es will. Kann ich da einfach etwas wegschnippeln? Gefällt das meinem Gott, wenn ich es besser weiß als er, wie ein Mensch auszusehen hat?

So oder so – jeder sollte frei für sich entscheiden können, wenn er alt genug ist, ob er beschnitten werden möchte oder nicht. Kindern und Babys können dies naturgemäß aber eben nicht. Eine ganz andere Sache ist natürlich eine Beschneidung aus medizinischen Gründen.