Wer sind eigentlich Greti und Pleti? Und Hinz und Kunz? (Krethi und Plethi)
Fang wir ganz vorne an: Greti und Pleti sind in diesem Zusammenhang unbekannt. Vielleicht sind es Figuren aus der Augsburger Puppenkiste oder die geheim gehaltenen Zweitnamen von Angela Merkel und Olaf Scholz? Wen es allerdings mal gegeben hat, sind Krethi und Plethi.
Diese tauchen in der Bibel im Alten Testament, 2. Buch Samuel 8,18 auf und sollen die Leibwache König Davids gebildet haben. In der Luther-Übersetzung heißt es dort: „Benaja, der Sohn Jojadas, war über die Krether Leibwache und Plether, und die Söhne Davids waren Priester.“
Hintergründe zu Krethern und Plethern (Philistern)
Während es sich bei den Krethern mithin ausdrücklich um eine Leibwache handelt, sollen insbesondere die Plether auch als Scharfrichter und Schnellläufer eingesetzt worden sein. Vermutlich waren mit Krethern Menschen mit Abstammung von der griechischen Insel Kreta gemeint, mit Plethern hingegen Angehörige des Volks der Philister, die von Luther so übersetzt wurden. „Krethi und Plethi“ sind dann die lateinischen Formen bzw. grammatischen Endungen dieser Namen; bekanntlich wurde die Bibel lange Zeit lateinisch überliefert und zitiert. Diese Leibwächter waren vermutlich schon zu Zeiten des Königs David gefürchtet, zumindest unbeliebt – Leibwächter von Herrschern sind meist keine gewaltfreien Hippies.
Seine Leibwache mit fremdstämmigen Soldaten zu besetzen, war im Altertum weit verbreitet, und auch der türkische Pascha hatte als persönliche Garde noch im Mittelalter bekanntlich im Krieg erbeutete Söhne aus christlicher Abstammung. Das Motiv war einfach: Angehörige aus den Familien der näheren Umgebung konnten Intrigen spinnen und Machtansprüche geltend machen; bei auswärtigen Soldaten fürchtete man solche Eigeninteressen weniger; ihre einzige Verpflichtung galt dem Herrscher, nicht Familien- oder Stammesbanden. Sie sollten also den Einheimischen gegenüber fremd sein und bleiben.
Natürlich entstammten diese Leibwachen mithin nicht dem heimischen Adel oder vornehmen Familien; daher hatte die Bedeutung von „Krethi und Plethi“ auch zu Luthers Zeiten die Bedeutung „allerlei gemischtes, niederes Volk“. Seitdem wurde diese Bezeichnung zunehmend negativ verächtlich benutzt. Sie entstammt also einer Mischung aus Verachtung für fremde Menschen im Vergleich mit etablierten einheimischen Familien und für nicht-adlige Herkunft.
Daraus hat sich bis heute die Bedeutung von „Krethi und Plethi“ als „allerlei Volk, dahergelaufene, gemischte Gesellschaft“ erhalten.
„Hinz“ und „Kunz“ haben heute eine ähnliche Bedeutung:
Sie sind die graue Masse unter den Menschen, nichts Besonderes kennzeichnet sie, es sind „Alle gewöhnlichen Menschen“.
Ursprünglich handelt es sich bei Hinz und Kunz um Kurzformen der Vornamen Heinrich und Konrad. Im Mittelalter wurden diese Namen sehr gern abgekürzt mit Hinz für Heinrich und Kunz für Konrad. Dadurch, dass diese Namen sehr häufig vorkamen, weil das gemeine Volk seine Söhne so benannte, wurden sie sehr gewöhnlich. Daher lässt sich schon im 15. Jahrhundert nachweisen, dass ein gewöhnlicher Mensch, also einer ohne Rang und Namen oder gar adligen Titel, gern als Hinz und Kunz verspottet wurde.
Aus der Sicht heutiger Neunationalisten sind „Krethi und Plethi“ schwierig zu handhaben: Einerseits entspringen sie der von ihnen geteilten Angst und Ablehnung vor dem Fremden, aber andererseits sind sie Teil der Bibel – und dort ist ihre Beschäftigung als ins Land geholte, gleichsam militärische Gastarbeiter der Wille des biblisch verehrten Königs David, mithin Teil der hochgehaltenen christlich-abendländischen Tradition.
„Hinz und Kunz“ haben es da etwas einfacher, weil sie deutschen Ursprungs sind, allerdings Teil des einfachen Volkes, das zu vertreten jene Kreise gerne vorgeben. Trotz alledem sagt man auch heute noch z.B.: „Mich interessiert nicht, was Hinz und Kunz von mir denken“ oder „Da gehe ich nicht hin, da halten sich doch nur Krethi und Plethi auf.“
Hinz und Kunz sind jedermann. Und obwohl jeder Mensch auch ein Jedermann ist, grenzt sich gerne derjenige, der etwas Besonderes sein möchte, von Hinz und Kunz oder auch von Krethi und Plethi ab, um nicht zur unscheinbaren Masse zu gehören. Der Wunsch, besonders zu sein, irgendwie sogar einzigartig, scheint den Menschen inne zu wohnen. Das zu realisieren, indem man andere herabsetzt, ist ein bequemer Weg: Man selbst muss sich dabei nicht individuell betätigen. Der dadurch entstehende Hass ist dann leider eine unangenehme Neben- und Langzeitwirkung