Woher kommt der Begriff Klobrille? Müsste es nicht eher Monokel heissen?

Warum die Brille Brille heißt, ist schon rätselhaft genug. Aber der Sitzring der Toilette besteht nur aus einem ovalen oder rundem Ring und nicht aus zwei Ringen. Müsste dieser nicht in Anlehnung an die einglasige Sehhilfe „Klomonokel“ statt „Klobrille“ genannt werden? Bekanntermaßen spricht man in Deutschland aber von der Klobrille. Warum das so ist? Gute Frage.

Regionale Variante: Prille

Fragt man Auszubildende im Bereich Sanitär und Abwasser, so kommt man schnell zu folgender Erklärung: Eigentlich heißt das Ding nicht Klobrille, sondern die gesamte Toilette wird als Prille bezeichnet. Ob das nun ein berufsbedingter Fachbegriff ist, eine regionale Variante des hochdeutschen Wortes Brille oder vielleicht doch nur eine veraltete Schreibweise (die es im Rahmen der Fachterminologie in die heutige Zeit geschafft hat), das weiß niemand. Denn keines der frei zugänglichen Wörterbücher führt das Wort Prille, auch nicht unter etymologischen Gesichtspunkten.

Zweite Erklärung: Die Franzosen waren’s!

Im Französischen wird der Ring des stillen Örtchens als lunette bezeichnet. Les lunettes, das ist die Brille, das Nasenfahrrad, die Sehhilfe. Und zwar die mit zwei Gläsern, einem für jedes Auge. Wenn man nun annimmt, dass der Sitzring der Toilette (noch so ein französischer Begriff) von Frankreich aus nach Deutschland kam, würde die Bezeichnung Klobrille Sinn machen. Denn das Wort lunette kommt von Mond und bezeichnet im Singular, also in der Einzahl, etwas Rundes oder Ovales. Es ist die Verniedlichungsform von lune (Mond). Wenn nun also der Toilettensitzring aus Frankreich kam und findige Wortakrobaten versuchten, „lunette“ zu übersetzen, konnten sie durchaus „lunettes“, also „Brille“, verstehen. Denn die französische Orthographie spiegelt sich nicht eindeutig in der Aussprache wieder, insbesondere dann nicht, wenn man der Sprache nur halb mächtig ist.

Eine Anekdote dazu: In Hamburg wird die Toilette manchmal als Tante Meier bezeichnet. Warum? Weil die französischen Soldaten ihre Notdurft während der napolitanischen Zeit (Anfang des 19. Jahrhunderts) im Hauptzelt, im tente majeure, verrichteten. Da die Soldaten mit der Bevölkerung kommunizierten, diese aber kein Französisch verstand, wurde aus dem tente majeure die Tante Meier.

Und warum heißt die Toilette Toilette?

Auch so eine lustige Frage. Es gibt eigentlich recht viele Begriffe für die sanitären Anlagen zur Verrichtung von Stuhlgang. In deutschsprachigen Regionen wurde der Ort als Heimlichkeit, stilles Örtchen, Heimelig Gemach oder Kämmerlein bezeichnet. In Frankreich sprach man dagegen von dem Ort, der aus Gründen der Privatsphäre mit einem Tuch verhängt war. Toile oder toilette bezeichnet ein kleines Tuch, also so eine Art Vorhang (vergleichbar mit dem Duschvorhang). Wenn man in vornehmen Hotels und Restaurants den Weg zum Lokus (Latein!) mit „Privé“ gekennzeichnet findet, so kommt das auch aus dem Französischen und meint schlicht „Privatgemach“.

Und das Monokel?

Das ist eine eher unbequeme Spezialform der Brille, die den Träger zu so manch eigenartiger Grimasse verleitet: Das Monokel besteht aus einem einzigen gerahmten Glas, das mit der Gesichstmuskulatur vor dem Auge festgehalten wird. Will man da hindurch scharf sehen, muss man zusätzlich das zweite Auge zukneifen. Die entstehenden Gesichtsausdrücke erinnern noch am ehesten an verbissenes Drücken bei Verstopfung … Das wünscht sich niemand.