Demokratie in der Diskussion – am Beispiel Athen

Die Athener Demokratie gilt als erstes Beispiel und Modell einer demokratischen Verfassung. Das war vor zweieinhalb tausend Jahren. Auch deshalb nennt man Griechenland die Wiege der abendländischen Kultur.
Die demokratischen Regelungen im antiken Stadtstaat Athen waren bis dahin beispiellos und sind bis heute beispielgebend. Dem entsprechend war und ist die Athener Demokratie bis heute umkämpft und umstritten. Und natürlich hat Athen samt seiner Demokratie selbst eine bewegte Entwicklungsgeschichte.

Der folgende Artikel beschreibt die Merkmale der Athener Demokratie. Diese waren aus heutiger Sicht zum Teil auch sehr eigenwillig und radikal. Aber viele grundsätzliche Fragen, die zurzeit wieder im Zusammenhang mit der Demokratie diskutiert werden, waren schon damals umstrittene Diskussionsthemen, etwa
– die Macht der einzelnen Organe des Staates,
– ihr Verhältnis zueinander und wie sie besetzt wurden,
– das Verhältnis von Wahrheit und Meinungsvielfalt,
– die Einflussmöglichkeiten des einzelnen Bürgers,
– das Verhältnis von Masse und Führung,
– das Verhältnis zwischen Gesetzestreue und Populismus.
Letztlich ging es in den damaligen Diskussionen um das Zustandekommen, die Legitimität und das Gewicht der demokratischen Herrschaft. Aber auch damals spielte die informelle Einflussnahme jenseits formal-demokratischer Abläufe eine entscheidende Rolle.

Entstehung und Hintergrund des Demokratie-Modells

Die demokratische Verfassung Athens wurde in vielen Auseinandersetzungen und Reformschritten ab dem 6. Jahrhundert v. Chr. vorangetrieben und im Jahr 508 v. Chr. von Kleisthenes erstmals schriftlich ausgearbeitet. Der Hintergrund dieser Entwicklung zur Demokratie war vor allem sozialer, aber auch kriegerischer Natur.

Zuvor beherrschten traditionell adlige Familien den Staat („Oligarchie“)2, deren Macht und Reichtum sich auf Grundbesitz samt Bodenschätzen gründete. Aber durch den Ausbau von Handelsbeziehungen, durch zunehmenden Import und Export gelangte ein städtisches Bürgertum zu Wohlstand und Reichtum. Die Mitglieder dieser neu erstarkten Handelsschichten orientierten sich persönlich auf sozialen Aufstieg und politisch eher auf Expansion als auf Bewahrung der Verhältnisse. Durch ihre demokratische Beteiligung wurde laut Thukydides die Vermehrung von Reichtum vom Ziel des Einzelnen auch zu einem Ziel des Staates.3

Ein weiteres Motiv für die Durchsetzung der demokratischen Beteiligungen war von Anfang an auch, dass sich Athen mit seinem wachsenden Netz von Handelsbeziehungen meist im kalten oder heißen Krieg befand. Dabei war man letztlich – neben allen Söldnern und bezahlten Hilfskräften – auf die Mitwirkung der männlichen bewaffneten und waffenfähigen Stadtbürger angewiesen. Namentlich in den Auseinandersetzungen mit Persien um die kleinasiatischen Kolonien4 wurden zeitweilig sogar Sklaven zu wehrfähigen Vollbürgern gemacht.5

Die Verteilung der Macht

Volksversammlung, Senat und Besetzung der Ämter

In der Blütezeit der Demokratie [um das 5. Jahrhundert v.Chr.] gab es in Athen eine allgemeine Volksversammlung. Ihr gehörten prinzipiell alle männlichen Stadtbürger an. Sie trat mindestens einmal im Monat zusammen und regelte die grundlegenden Fragen durch Mehrheitsbeschluss, auch z.B. über Krieg und Frieden. Darüber stand für die Einzelheiten die geschäftsführende, ständige Ratsversammlung/Senat, bestehend aus 500 Delegierten. Dafür schickten die 10 Stadtteile freiwillige Kandidaten ins Rennen. Unter diesen wurden die Ratssitze – 50 pro Stadtteil – öffentlich ausgelost.
Auch die vorherrschenden Organe der Rechtsprechung (Volksgerichtshöfe und Appellationsgericht) wurden per Los aus der Bevölkerung besetzt. Sie sollten übrigens prinzipiell innerhalb eines Tages ein Urteil fällen.
Los oder Wahl entschied über die Besetzung der meisten – kleinteilig differenzierten – Verwaltungsämter. Diese waren jedoch nach Wichtigkeit gestaffelt und weiter „oben“ nur für höhere Einkommensklassen zugänglich [Genaueres im folgenden Abschnitt].
Die Besetzung der Ämter, auch die städtischen Rats- und Justiz-Sitze, waren generell auf ein Jahr begrenzt. Verwaltungs-Ämter dauerten oft kürzer, teilweise gar nur einen Tag (z.B. die Marktaufsicht).
Eine Wiederwahl war nur bei den höchsten Ämtern möglich. In die Ratsversammlung/Senat konnte man als Stadtbezirks-Delegierter immerhin zweimal gelost werden.

Zusammen mit den stadtteilbezogenen Selbstverwaltungen waren so prinzipiell außerordentlich viele Staatsbürger aktiv in das Gemeinwesen einbezogen. In den demokratischen Versammlungen und Gremien wurde von allen Beteiligten erwartet, dass sie eindeutig Position beziehen: dafür oder dagegen. Abwartendes Schweigen oder allgemeines Gelaber und unbestimmtes Herumgeeiere waren verpönt und wurden mitunter in Gremien gar bestraft. Dennoch gab es nie wirklich einen Mangel an Kandidaten, die diese Verantwortung übernehmen wollten.

Idealisierung der antiken Akropolis, religiöses Zentrum des demokratischen Stadtstaates Athen. Zu ihren Füßen lag ganz real der Platz der Volksversammlung (Pnyx) unter freiem Himmel.

Ganz pragmatisch spiegelte diese verfasste Ämterverteilung mit ihrer breiten Streuung und zeitlichen Begrenzung die zwei Seiten des athenischen Staatswesens und die Auffassung vom Individuum darin wider: Einerseits das starke Selbstverständnis des Einzelnen als ein Teil des Gemeinwesens, wie es auch in Schriften und Reden der Zeit zum Ausdruck kommt.6 Andererseits – in ihrer inhaltlichen und zeitlichen Begrenzung – manifestierte sich zugleich das Misstrauen gegen individuelle Interessen und Machtstreben, das sich auch geschichtlich immer wieder äußerte.7

Soziale Staffelung der Ämter

Bei den ausführenden Organen (heute würde man sagen: in der „Exekutive“) gab es aber gesetzliche Abstufungen. In die wichtigen Ämter konnten nur Angehörige höherer Klassen gewählt werden, in die wichtigsten Positionen nur Angehörige der vermögendsten Klassen.
Das betraf zum einen das oberste Finanzamt („Schatzverwalter“). Allerdings haftete dieser „Finanzminister“ bei Fehlern auch mit seinem persönlichen Vermögen.

Vom Strategen zum Staatschef

Insbesondere aber war das politisch höchst einflussreiche Amt eines Strategen (Heerführer bis Oberbefehlshaber) den obersten Klassen vorbehalten. Formell wurden davon jeweils 10 gleichzeitig gewählt mit unbegrenzter Möglichkeit zur Wiederwahl. Das war die entscheidende Karrieremöglichkeit. Für die verschiedenen kriegerischen und politischen Vorhaben wurden einzelne Strategen von Volksversammlung und Senat mit der Planung und Durchführung beauftragt. Mit zunehmender Erfahrung und Vernetzung konnte man in dieser Funktion an politischem Einfluss zulegen. Und so konnte man durch immer mehr und neue Aufgaben bis hin zum langjährigen faktischen Staatschef aufsteigen.

Es liegt auf der Hand, dass Bewerber und vor allem Wiederbewerber für dieses Amt des Strategen in ihren politischen Positionen und Reden nicht gerade von tiefem Pazifismus durchdrungen waren: Nur im Kriegszustand hatten sie ein Höchstmaß an Bedeutung und Karrieremöglichkeit. Allerdings gehörte für solche Kriegsführer der Tod auf dem Schlachtfeld zum Berufsrisiko, ebenso die Verbannung wegen zu großer Machtanhäufung.

Vor und in der Zeit des Peloponnesischen Krieges8 war der einflussreichste Stratege und damit faktischer Staatschef zum Beispiel zunächst noch Perikles. Er betrieb – nicht zuletzt aus persönlichen Motiven des Machterhalts 9 – den Kriegseintritt. Nach dessen Tod 429 v. durch eine Seuche10 kam der neureiche „Emporkömmling“ Kleon. Sein Reichtum beruhte auf der fabrikartigen Massenproduktion von Fleischwaren. Auf Krieg ausgerichtet und durch entsprechende Kreise nach vorn geschoben, starb er als Stratege auf dem Schlachtfeld. Nach einem Zwischenspiel mit der Vorherrschaft des eher friedensgeneigten Nikias folgte Alkibiades. Der war ein Neffe und Ziehsohn des Perikles und wie dieser Mitglied einer alteingesessenen, mächtigen und reichen Familie. Er mobilisierte zum großen Feldzug gegen Sizilien.11 Als er aber kurz nach seiner Abreise noch nachträglich und in Abwesenheit wegen Frevel zum Tode verurteilt wurde,12 wechselte er mitten im Krieg die Seiten und triggerte dann Sparta erneut zum Kampf gegen Athen.13 Beide, Kleon und Alkibiades, hatten in Nikias in den Volksversammlungen und im Senat ihren gemäßigten Gegenspieler.

Politische und militärische Klassen

Die politischen Klassen waren verfassungsmäßig festgelegt. Sie gliederten sich wesentlich entsprechend den Ständen im Krieg:
● Die Reiter/ Ritter: Sie waren reich genug, zur Schlacht ein Pferd samt entsprechender Rüstung beizubringen. Sie entstammten den ersten beiden Zensus-Klassen, also dem Landadel mit Großländereien und Bodenschätzen (z.B. Silberminen), aber auch Familien mit reichen Handels- und Fabrikationsbetrieben.
● die so genannten Schwerbewaffneten (Hopliten). Sie konnten sich eine Rüstung mit Schwert und Schild leisten. Im Krieg kämpften sie in der infanteristischen, strategisch zentralen Formation der Schlachtreihe (φάλαγξ /Phálanx) oder auch als Ruderer auf den Schlachtschiffen.
● und schließlich die eher besitzlosen sogenannten Leichtbewaffneten (Theten). Sie wurden staatlich oder privat ausgerüstet, zogen notfalls aber auch mit Steinen, Stöcken und Ackergeräten in den Kampf. Die Theten aber waren von den Verwaltungsämtern gänzlich (später fast ganz) ausgeschlossen.

Die Mehrheit der Bevölkerung war von der Demokratie ausgeschlossen

So einmalig und revolutionär die demokratische Verfassung war, so war doch schon rein zahlenmäßig die Mehrheit der Bewohner*innen Athens auch formell überhaupt nicht beteiligt. Zu Volksversammlung, Wahl und Ämtern waren nämlich grundsätzlich nur freie männliche Stadtbürger über 30 berechtigt.

Mithin waren von den demokratischen Einrichtungen und Willensbildungsprozessen ausgeschlossen:
● alle Frauen, egal aus welcher Einkommensklasse
● die zahlreichen Sklaven in den Haushalten, Bauernhöfen und Fertigungsstätten. Ihre Stellung und Lebenssituation konnte höchst unterschiedlich sein: als Hausbedienstete oder als Helfer eines Kleinbauern, als Handwerker oder aber als Teil des Arbeitsheeres auf Plantagen und in fabrikartigen Fertigungsstätten, in Steinbrüchen und Bergwerken oder im Bordell – in dieser Reihenfolge mit abnehmender Lebenserwartung.14
● alle „Fremdstämmigen“, die so genannten Metöken („Mitbewohner“). Das waren meist Griechen, Bürger anderer Städte, aber sie konnten keine athenischen Eltern vorweisen. Sie blieben „Fremdstämmige“ ohne politische Bürgerrechte, auch in den Folgegenerationen. Dennoch waren sie steuer- und wehrpflichtig, durften aber kein Land erwerben. Daher bestritten diese Einwohner mit Migrationshintergrund ein Großteil des Handels und des Handwerks. Im Zuge des Krieges gab es zudem immer mehr Kriegsflüchtlinge aus dem näheren und weiteren Umland. Diese versuchten sich dann als Gelegenheitsjobber und Kleinsthändler in der Stadt durchzuschlagen.
● Bauern waren immerhin formell Vollbürger, sofern sie (noch) auf dem von ihnen bewirtschafteten Land innerhalb der attischen Halbinsel wohnten. Aber sofern sie ihre Felder selber bestellten, konnten sie bei Anreisewegen von bis zu 70 km, zumal ohne Reittier und Unterkunft in der Stadt, faktisch nur schwerlich an den eintägigen Versammlungen teilnehmen oder Ämter wahrnehmen.

Während das wohlhabende Handelsbürgertum eher der Gewinner einer expansiven Kriegspolitik war, so waren die Bauern von vornherein eher die Verlierer. Im Peloponnesischen Krieg wurden ihre Felder vor der Stadt Jahr für Jahr systematisch durch Spartas Truppen verwüstet. Und zunehmender Nahrungsmittel-Import verschlechterte ihre Chancen und Preise am heimischen Markt. So füllte sich die Stadt auch mit verarmten Bauern ohne festes Einkommen.

Informelles Machtgefälle

Auch innerhalb des Systems formell gleicher Stimmbürger hatten noch immer der ländliche Adel und die im Handel erstarkten, begüterten Athener Familien ungleich größere Steuerungs- und Einflussmöglichkeiten. Aus ihren politischen Klassen stammten nicht nur die Amtsträger und Entscheider in den Spitzenpositionen, sondern auch die weiteren politischen Influenzer in den politischen Organen und in der Öffentlichkeit der Volksversammlung und des Marktplatzes. Sie waren untereinander gut vernetzt. Und sie und ihre Söhne hatten eine umfangreiche Ausbildung und Bildung durchlaufen, namentlich in angewandter Logik und der hoch angesehenen „Rhetorik“ (Redekunst) [dazu unten unter 2.1. mehr].

Durch ihre finanzielle Unabhängigkeit hatten die begüterten Familien das Wissen und die Zeit, politische Prozesse zu gestalten. Aus ihren Reihen kam dann auch die Kritik an einer späteren Besoldung der Ämter.[siehe unten, 2.4.] Zunehmend gelang es vermögenden Athenern auch durch Wahlgeschenke oder Wohltätigkeits-Kampagnen, die Meinung der Ärmeren zu ihren Gunsten zu beeinflussen.15

Athener Agora (Teilansicht): damals Zentrum des Handels und der Kommunikation

Interessenkoalitionen

Strategen aus den obersten Klassen, die nach Macht und politischer Karriere strebten, konnten sich vor allem auf das emporgekommene und aufsteigende Handelsbürgertum stützen. Zugespitzt und pauschal formuliert: In den demokratischen Abläufen gab es oft eine „natürliche“, zumindest naheliegende Interessenkoalition, die zu Expansion und Krieg neigte: nämlich zwischen
● den Strategen, die ihre Karriere leichter im Krieg ausbauen konnten,
● den Handelsbürgern, die durch Erweiterung des Bündnis- und Handelssystems reich wurden und noch mehr zu gewinnen hofften.16
● und, tragischerweise, den nicht zuletzt durch den Krieg vertriebenen und verarmten Schichten. Diese setzten ihre wirtschaftliche Hoffnung auf Langzeit-Sold bzw. Berufssoldatentum, Plünderung und „Armenspenden“ aus den Kriegsbeuten der Mächtigen.
Ebenfalls zugespitzt aus Thukydides zu entnehmen: In dieser Gemengelage verkörperte der alte, seit jeher reiche Landadel oft eher den zurückhaltenderen, risikoscheuen, gar „pazifistischeren“ Flügel.

Stärken und Schwächen der Athener Demokratie

Eine Warnung vorweg: Unser Wissen über die demokratischen Einrichtungen und Abläufe ist begrenzt. Die Quellen sind unvollständig, oft aus späteren Jahrhunderten und – insbesondere bezüglich der revolutionär neuen Demokratie – alles andere als unparteiisch. Geschrieben haben fast ausschließlich Angehörige der obersten Klassen, die nicht dem täglichen Broterwerb nachgehen mussten und häufig kein Interesse am Ausbau der demokratischen Prinzipien hatten.

Meinungsbildung in der Diskussion – Gibt es eine absolute Wahrheit?

In den mächtigen, herrschenden Familien spielte die Ausbildung des Nachwuchses eine wichtige Rolle für die politische Karriere. Diese Ausbildung betrieben häufig so genannte Sophisten. Das waren oft gelehrte Reisende mit einem speziellen Schul-Geschäftsmodell: Sie boten auf dem athenischen Markt Proben ihrer Denk-Kunst. Dabei rühmten sie sich etwa, zu jedem möglichen Thema sowohl die eine Position als Wahrheit zu vertreten, als auch deren Gegen-These schlüssig beweisen zu können. Damit warben sie für ihre hochbezahlten Seminare und Schulen für die Söhne der Bessergestellten.

Meinungsbildung und „alternative Wahrheiten“

So entstand die Herrschaft der „Sophistik“ und „Rhetorik“ in der neuartigen öffentlichen Meinungsbildung – heute würde man sagen: die professionelle Entwicklung von Kommunikationsstrategien, Narrativen, Framings, Wordings und mehr oder minder alternativen Wahrheiten. Dagegen war die noch junge Demokratie recht hilflos. Es gab kaum Erfahrung, Mechanismen und institutionalisierte Medien des öffentlichen Diskurses, ihr zu begegnen. (Keine erfahrenen Zeitungsredaktionen, keine Nachrichten- und Feature-Sender, keine digitalen Foren und verantwortlich gemasterten Social Media.)

In seiner Komödie „Die Wolken“17 unterzog Aristophanes schon frühzeitig derlei Wahrheits-Akrobatiker und Begriffs-Jongleure samt deren „sophistischen“ Lehrmeistern einer ätzenden Kritik. Und auch Sokrates nahm sie und ihre Sprechblasen immer wieder gern auseinander. Er stellte die gefeierten Redner und ihre Lehrer auf dem Marktplatz live zu seinen berühmten Diskussions-Battles, umringt von einer oft jugendlichen Fangemeinde. Das fanden die Betroffenen und auch die Mächtigen überwiegend nicht witzig.18

Wahrheit und Meinungsvielfalt

Allerdings spielten seriöse Sophisten durchaus auch eine positive Rolle,19 nämlich als Aufklärer (und eben Erzieher) gegenüber dem althergebrachten, „vorsokratischen“ und nachfolgend dem idealistischen philosophischen Ansatz, dass das „eigentlich Wesentliche“ der Welt in einem Urgrund, Urstoff (Vorsokratiker) oder auch in einer regulierenden Idee (Platon) liege, denen gegenüber die reale Welt nur eine nachgeordnete, abgeleitete Bedeutung als deren Erscheinungsformen habe. Für die seriösen Sophisten hingegen lag die Wahrheit in der sichtbaren Realität und den Beziehungen ihrer Elemente zueinander. Diese gelte es durch Logik und Argumentation zu begreifen und zu gestalten.

Sokrates, „Erfinder“ der Erkenntnis durch Dialog

Die Diskussion um die „Sophistik“ spiegelt die Schwierigkeiten im Leben einer pluralistischen Demokratie. Die Sophistik beruhte darauf, dass man durch verschiedene Erfahrung und Anschauung der Dinge durchaus zu unterschiedlichen Folgerungen und Meinungen kommen konnte. Sie lehnte die Konstruktion ab, dass es nur eine (göttliche, herkömmliche, unhinterfragbare) Wahrheit gäbe. Insofern war die „Sophistik“ – ebenso wie die kritisch-dialogische Analyse eines Sokrates – geradezu Produkt und Grundlage der sich entfaltenden Demokratie. Ihre Grundhaltung entspricht einer Gesellschaft mit vielfältigen sozialen Gliederungen und lebenspraktischen Betätigungen. Entscheidend ist die Betrachtung der Dinge, ihre unvoreingenommene Analyse und die Diskussion. Nicht von ungefähr hatte sich der Politiker Perikles mit „sophistischen“ Beratern umgeben.20

Erkenntnis durch Diskurs

Die Gegner der „Sophisten“ hielten hingegen an dem herkömmlichen Bild einer allgemeingültigen Weltordnung fest. Ihr Hauptargument: Wenn man anfinge, diese zu diskutieren und in Frage zu stellen, gäbe es keine Wahrheit mehr, sondern nur noch beliebige Meinungen. Ihr Vorwurf gegen die „Sophisten“ lautete daher kurz gefasst: Wenn Wahrheit relativ wird, wird sie zur Prostituierten von (finanziellen) Interessen. Das untergrabe auf längere Sicht die religiösen und moralischen Fundamente des Gemeinwesens.

Allerdings hatten diese Befürworter einer absoluten Wahrheit in einer zunehmend komplizierten Welt und Gesellschaft Schwierigkeiten, jene unbezweifelbare Wahrheit immer wieder erneuert aufzustellen und in der Diskussion aufrecht zu erhalten. Das von Perikles als Athener Lebensart beschworene Abwägen in Rede und Gegenrede 21 wurde – mal besser, mal schlechter – innerhalb und außerhalb der demokratischen Einrichtungen zur alternativlosen, permanenten Aufgabe. Das sokratische Modell des öffentlichen Diskurses im Dialog – mit Verpflichtung auf Argumente, Begründungen und Schlüssigkeit – war auch mit seinem Todesurteil (399v.Chr.) nicht mehr aus der Welt zu schaffen.

Demokratie und Führung

Schon damals war auch das Verhältnis von Demokratie und Führerschaft, von Aufklärung, Verführung und Verführbarkeit der Massen als Problem erkannt und hochumstritten. Der dem Adel entstammende Geschichtsschreiber Thukydides sah es so:

„Die Masse ist in ihren Auffassungen unstet und wetterwendisch, für ihre Fehlleistungen macht sie andere verantwortlich, vor allem die Politiker, mitunter die Wahrsager. So sind vernünftige Beschlüsse nicht zu erwarten, wenn das Volk den Entscheidungsprozess beherrscht und die Politiker in Furcht vor ihm leben. Da dies aber oft genug der Fall ist, geben nicht sachgerechte Kriterien immer wieder den Ausschlag.“ 22 Es sei daher die Aufgabe der führenden Männer, das Volk weitblickend durch Überzeugung zum Richtigen und Besseren zu bewegen und die Entscheidungsprozesse ihrerseits zu beherrschen.

Thukydides: Er analysierte den Peloponnesischen Krieg
(römische Büste ca. 100 v.Chr.)


Opportunistische Volkstümelei und Entscheidungsschwäche bei den Politikern verachtete Thukydides genau so sehr wie den autokratischen Populismus eines Kleon. Über dessen Vorgänger, den Staatschef Perikles (in dieser Funktion 443 v. bis 429 v. Chr.) hingegen schrieb er bewundernd : „Es war dem Namen nach eine Demokratie, in Wirklichkeit die Herrschaft des Ersten Mannes.“23 An mehreren Wendepunkten gibt Thukydides der emotionalen, kurzsichtigen Haltung des Volkes bzw. der Volksversammlung eine Mitschuld an dem opportunistischen, taktischen oder auch großsprecherischen Verhalten der Politiker. Und plastisch schildert er, wie sich das Volk zuerst durch gewagte Bereicherungsversprechen bedenkenlos bereitwillig zum Krieg gegen Sizilien mitreißen lässt – und wie es nach der katastrophalen Niederlage von dem eigenen Entschluss nichts mehr wissen will und lieber woanders nach Schuldigen sucht.

„Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“

Auf der anderen Seite bestand ein tief sitzendes Misstrauen gerade bei den ärmeren Schichten des Volkes gegenüber Großmannssucht, Machtkonzentration und Machtmissbrauch bei seinen politischen Führern. So zum Beispiel bei den aus dem Ruder gelaufenen Baukosten für das Großprojekt auf der Akropolis. Die daraus entstehende Gefährdung seiner Karriere motivierte Perikles dann auch, den Krieg zu zünden.24 Und auch hinter der Anklage wegen Frevels gegen Alkibiades25 stand dessen protziges Leben mit sexuellem Freistil, riesigem Rennstall, ausufernden Partys und zahllosen „Amigos“ aus allen Eliten. Eine solche Ego-Zurschaustellung war bis dahin unüblich und verpönt. Und es nährte den Verdacht, dass das Wohl des Athener Staates bei diesem Politführer nicht unbedingt an erster Stelle stünde.

In beiden Fällen wurde das Misstrauen zu einem berechtigten. Und in der Geschichte gab es wiederholt blutige Erfahrungen mit Initiativen mächtiger Männer und Bündnisse zur Wiedereinführung einer oligarchischen (Adels-)Verfassung oder zur Einführung einer diktatorischen „Tyrannis“. Dieses Misstrauen des Volkes wird – nicht nur von Thukydides, sondern auch von anderen Geschichtsschreibern aus den oligarchischen Kreisen – gleichwohl gerne als unangebracht, politisch irreführend oder zumindest übertrieben angeprangert.

Machtbegrenzung durch Institutionen

Schon der frühere Verfassungsreformer Kleisthenes (vielleicht sogar schon Solon) hatte hingegen vorhergesehen, dass auch in der Demokratie einzelne Menschen zu viel Macht anhäufen und damit der Demokratie selbst gefährlich werden könnten.26 Daher wurde zum einen die Wiederbesetzung für die meisten Posten begrenzt (die Strategen sollten ja eigentlich nur für den Ausnahmefall des Krieges eine Funktion haben). Zum anderen wurde die Möglichkeit eingerichtet, Personen auf Zeit in Verbannung zu schicken, wenn diese zu mächtig oder machtbesessen erschienen. Das geschah demokratisch durch regelmäßige Abstimmungen. Diese Abstimmungen wurden „Scherbengerichte“ genannt, weil die Namen der „Gewählten“ in Tonscherben geritzt wurden.27

Sollen Amtsinhaber und Volksvertreter Geld bekommen?

Zur Volkversammlung konnten theoretisch alle (männlichen) Stadtbürger kommen. Allerdings kamen offenbar bei weitem nicht alle. Der Versammlungsplatz am Fuße der Akropolis fasste nämlich zu jener Zeit etwa 6.000 Plätze bei ca. 30.000 Stimmbürgern; er konnte also maximal 20 Prozent der Berechtigten aufnehmen.28 Eine Ursache für die geringe Anzahl verstärkte sich im Peloponnesischen Krieg. Denn diejenigen, die gerade in „Auslandseinsätzen“ außerhalb von Athen Kriegsdienst leisteten, konnten nicht an der Versammlung teilnehmen. Aber das allgemeinere Problem betraf all diejenigen, die auf ihre Arbeit als Einkommensquelle angewiesen waren: Bei den Versammlungen oder bei der Wahrnehmung von Ämtern musste man zumindest auf seinen Tagesverdienst verzichten. Und eine Anreise vom Land kostete manchmal mehrere Tage sowie eine Unterkunft in der Stadt. Das konnte sich nicht jeder leisten.

Erst Perikles führte gegen Ende der allgemeinen Volksversammlungen29 schrittweise gegen viele Widerstände eine Besoldung (Diäten) für die Amtsinhaber und Versammlungsteilnehmer ein.30 Die Besoldung sorgte also dafür, dass sich im Prinzip jedermann, unabhängig von seinem Einkommen, die Freistellung zur öffentlichen Aufgabe leisten konnte.

Perikles stammte aus einer begüterten Familie. Gegen rivalisierende Kräfte stützte er sich für seine ambitionierten politischen Ziele mehr auf die weniger Begüterten. Ähnlich taten es dann auch seine Nachfolger Kleon und Alkibiades. Die Adligen galten ihm wohl eher als konservativ expansionsfeindlich oder gar als „Spartaversteher“. Mit diesem Kalkül bei der Besoldung der Ärmeren lieferte er seinen Gegnern natürlich durchaus taktische Argumente.

Die Besoldung von Ämtern war gerade bei Wohlhabenden aber auch grundsätzlich umstritten. Wenn man ein politisches Engagement für Geld wahrnahm, so argwöhnten sie, wäre man womöglich eher an der Einkunftsquelle als an dem Gemeinwohl interessiert. Und so würde man auch eher populistisch dem Volk nach dem Munde reden, um seine Stellung und Geldquelle zu festigen. Allerdings taten sich die Befürworter des geldlosen Ehrenamtes im Verlauf der Geschichte schwer bei dem Nachweis, dass Begüterte sich automatisch nur an den Idealen des Gemeinwohls und nicht auch an dem Ausbau von Macht und Reichtum orientierten. Zudem behielten sie sich in Athen ohnehin bis zuletzt u.a. das mächtige Amt eines Strategen vor.

Platons Gegenmodell

Der bis heute berühmteste Kritiker der Demokratie im alten Athen war der idealistische Philosoph und Staatstheoretiker Platon (428 – 348 v. Chr.). Er entwarf zunächst einen Idealstaat, in dem die „Besten“ und Weisen als Staatslenker und „Wächter“ des Gemeinwesens fungieren sollten. Diese sollten zuvor sorgfältig herangezüchtet und (philosophisch) erzogen werden.31 Mit zunehmendem Alter musste Platon jedoch feststellen: Die von ihm unterstützten, für würdig befundenen Staatsführer in den verschiedenen Stadtstaaten hielten dem Praxistest nicht stand. Wenn sie zur Macht gekommen waren, erwiesen sie sich regelmäßig doch nicht als gute und weise Menschen, sondern als ganz banale, macht- und geldgierige Autokraten. Aus heutiger Erfahrung könnte man es verkürzt so formulieren: Macht korrumpiert.

Herrschaft des Gesetzes

Daher änderte Platon seinen Ansatz für einen Idealstaat: In seinem umfangreichen Spätwerk plädierte er nun sozusagen als „zweitbeste“ Lösung für allgemeine Gesetze, die, unabhängig von einzelnen Menschen, für alle – also für Beherrschte und Herrscher – gleich gelten sollten.

„Denn einem Staate, in welchem das Gesetz unter der Willkür der Herrscher steht und [wo das Gesetz selbst] ohne Gewalt ist, sehe ich den Untergang bevorstehen; wo es [= das Gesetz] dagegen Herr ist über die Herrscher und sie [= die Herrscher] Diener des Gesetzes sind, da sehe ich Wohlstand und alle die Güter erblühen, welche die Götter Staaten verleihen.“32

Diesen Ansatz führte sein Schüler Aristoteles dann als Prinzip der Gewaltenteilung fort. Es beinhaltet insbesondere die Unabhängigkeit der Justiz und der Gesetzgebung von der Regierung. In der Ausarbeitung durch John Locke und den Aufklärer Montesquieu ist dieses Prinzip heute Grundlage jedes zivilisierten Staates.

In seinem Spätwerk schlägt Platon auch nicht mehr die Herrschaft herangezüchteter „Wächter“ als Führer des Staates vor. Vielmehr entwickelt er ein recht kompliziertes, mehrstufiges System aus Wahlen und Losverfahren, das sozial und ideologisch ausgleichend die Bildung von Cliquen und Interessengruppen vermeiden sollte. Mit dem Losverfahren verband der Idealist Platon die Hoffnung auf die Einwirkung göttlicher Vernunft, der er sicherlich mehr traute als der menschlichen. Aber Platon ist sich nun auch sicher: Auf Dauer werde das Volk den Staat mit seiner ordnenden und leitenden Funktion nur dann akzeptieren und mittragen, wenn es verfasst demokratisch an seinen Entscheidungen beteiligt sei.33

Innerer Friede als Basis der Gesellschaft

Platon stellt die grundsätzliche Frage, worauf die Existenz einer staatlichen Gemeinschaft eigentlich beruht. Und dabei steht die Verfassungsform beim „späten“ Platon nicht einmal an erster Stelle. Er lässt dazu von seinem fiktiven Gesprächspartner die gängige Auffassung vortragen, dass die Existenz jedes Staates vor allem auf seiner Wehrhaftigkeit gegen äußere Feinde beruhe und sich daher auf den äußeren Krieg ausrichten müsse. Das aber kritisiert Platon als „spartanisch“ und falsch. Grundlegend für die Existenz des staatlichen Gemeinwesens sei vielmehr dessen innerer Friede. Daher sei die soziale Ungleichheit die größte Gefährdung des Staates; die einzige Lösung sei seine Sicherung durch sozialen Ausgleich und Gerechtigkeit:

„Und so sei es denn nun gesagt, dass es außer der Beseitigung der Geldgier und außer der Gerechtigkeit absolut keinen Ausweg gibt, weder einen breiten noch einen schmalen, um solcher Schwierigkeit zu entrinnen, und sie soll daher gleichsam als die Grundfeste unseres Staates dastehen.“34

Als größten materiellen Feind für den inneren Frieden sieht Platon nun allzu große Unterschiede im Besitz. Er argumentiert: Gut möglich, dass daraus Revolten von unten entstünden. Unvermeidlich aber und noch gefährlicher sei der daraus resultierende Hochmut/ Hybris35 bei den privilegierten Reichen und Mächtigen. Denn diese Hybris führe mit Sicherheit zum Verderbnis des Staates und des Gemeinwesens. Daher schlägt Platon übrigens pragmatisch vor, Grund und Boden – für ihn noch immer die Hauptquelle von Reichtum und sozialer Stellung – in Staatseigentum zu halten. Der Staat solle ihn dann jeweils generationsbezogen ausgleichend gerecht neu an die Familien vergeben. Insgesamt sei vor allem auf eine maßvolle Verteilung des Besitzes zu achten.36

Die Realität

Platon: „…dass es außer der Beseitigung der Geldgier und außer der Gerechtigkeit absolut keinen Ausweg gibt…“

Im richtigen Leben lief es allerdings anders: Das durch den langen Krieg und innere Auseinandersetzungen geschwächte Athen wurde ebenso wie ganz Griechenland 37 vom Königreich Mazedonien übernommen. Dessen quasi großgriechischer Thronfolger Alexander der Große (erzogen vom Platon-Schüler Aristoteles), ließ sich später gar als göttlich verehren. Ihm taten es dann später die römischen Kaiser nach.38

Damit galten die „normalen“ Gesetze für sie schonmal gar nicht. In Rom nutzten schon Caesar und seine Nachfolger die in der republikanischen Verfassung vorhandenen demokratischen Einrichtungen als Stufen zum göttlichen Kaiser: Wechselhaft verschafften sie sich republikanische Notfall-Befugnisse („Imperator“) und demokratisch begründete Ämter (Consul, Volkstribun), kombinierten sie miteinander und beseitigten ihre verfassungsmäßigen zeitlichen Begrenzungen. 39

Und auch in den nachfolgenden zwei Jahrtausenden sind mit großer Macht ausgestattete Herrscher, die gemäß dem frühplatonischen Ideal selbstbescheiden nur dem Schönen-Guten-Edlen nachstreben, äußerst rar. Viele von ihnen sind hingegen durch Maßlosigkeit, Kriege und skrupellose Machtausweitung nach außen und innen in die Geschichte eingegangen.

Die Reform: Beschränkung der demokratischen Entscheidungen auf die Profis und „Kundigen“

Nach dem Tod des Perikles kam es im Verlauf des lang anhaltenden Peloponnesischen Krieges zu einer Verschärfung der innenpolitischen Frontstellungen in Athen.40 Diese mündete in einen bürgerkriegs-artigen Putsch der Oligarchen („Regime der 400“). Zumal da die Volksversammlung durch Kriegsabwesenheiten geschwächt war, kam es dann schließlich 411. v. Chr. im Gegenzug als Kompromiss zu einer Reform der demokratischen Regelungen, genannt die „Verfassung der 5000“.

Diese „Verfassung der 5000“ institutionalisierte und kanalisierte die politische Willensbildung, namentlich in Volksversammlung und Senat. Und sie grenzte die Anzahl der an den demokratischen Entscheidungen beteiligten Personen weiter ein. Vor allem gab es (so weit wir wissen) als Volksversammlung statt der Vollversammlung aller männlichen Vollbürger nun eine Delegiertenversammlung (eben mit 5000 Delegierten).

Zu den alten Volkversammlungen waren zwar auch bei weitem nicht alle Berechtigten gekommen. Aber eben deshalb mussten die politischen Akteure zuvor versuchen, überall für ihre Positionen zu mobilisieren, ähnlich wie bei heutigen Volksentscheiden. Um möglichst viele zum Kommen zu bewegen, musste prinzipiell jeder über die anstehenden Entscheidungen und ihre Wichtigkeit informiert werden, in welcher Form auch immer. Es gab also ein Interesse der politisch Aktiven an der Verbreitung und Diskussion von Informationen und Meinungen über die anstehenden Fragen. Nun aber, nach der Reform, beschränkte sich das Erfordernis der Information und der Überzeugung eher auf die festgelegten 5000 Delegierten. Von ihnen versprach man sich einen höheren Grad an politischer Kundigkeit.

Für den adligen Thukydides war diese neue Verfassung „ein vernünftiger Ausgleich zwischen den Wenigen [Adligen / Oligarchie] und den Vielen [allen (freien) Bürgern / Demokratie] und hat aus misslich gewordener Lage die Stadt zuerst wieder hochgebracht.“41 Unter „misslicher Lage“ versteht Thukydides dabei offenbar die zuvor zunehmenden politischen Konflikte und jenen daraus folgenden oligarchischen Putsch. Allerdings wurde diese neue Demokratie nach knapp 10 Jahren dann durch die Oligarchen mittels der „Tyrannis der 30“ bei Gelegenheit und in Folge des Krieges unter dem Schutz des siegreichen Spartas wieder beseitigt,42 bis sie durch einen erneuten Putsch modifiziert wieder in Kraft gesetzt wurde. Allerdings wurden die demokratischen Einrichtungen weiter geschwächt. Die Entscheidungsprozesse waren zunehmend nur noch formaler Natur bis zum baldigen Ende des unabhängigen Athener Stadtstaates. Das erfolgte auch formell dann letztlich durch Anschluss an das mazedonische Königreich.

Zur Kritik des Thukydides an demokratischen Entscheidungen

Beim Geschichtsschreiber Thukydides gibt es viele Stellen, an denen er das Zustandekommen von (schlechten) Entscheidungen in der Politik kritisiert.43 Wenn man diese Kritiken zusammenführt und sie zu Forderungen umformuliert, ergäbe sich in etwa:
1. Die verantwortlichen, in Macht befindlichen Politiker müssten der Versuchung widerstehen, das Volk durch populistische Moves bei Laune und unmündig zu halten, – etwa durch anbiedernde Rhetorik, durch billige Gesten wie gelegentliche Preissenkungen, durch kurzatmige Symbolpolitik und durch Befriedigung der Gier. Vielmehr müssten sie mutig erklären, was sie warum für nachhaltig und richtig halten, und damit in die Überzeugung gehen. Mit einer solchen Haltung müssten sie sich ihre Meinungsführerschaft erarbeiten und erhalten.
2. Das Volk sollte sich nicht denkfaul kurzsichtig nach dem (vermeintlichen) eigenen Vorteil ausrichten und leichtgläubig dem folgen, der das Meiste und das Angenehmste verspricht – um ihn dann, wenn seine Versprechen sich als Spruchblase erweisen, zugunsten des nächsten Populisten zu verdammen. Vielmehr sollte das Volk rational prüfen, welche Vorschläge und Strategien erfolgreich sein können und für alle zum Vorteil. Dann aber wären auch Misserfolge gemeinsam zu tragen, Fehler als gemeinsame zu erkennen und anzuerkennen, statt emotional bequem nach Schuldigen in Politik und Wahrsagerei zu suchen.

Kurz: Statt Populismus einerseits und Misstrauen andererseits sollte die von Perikles als Athener Lebensart beschworene rationale, demokratische Abwägung der Argumente44 zwischen beiden Polen bestimmen. Allerdings hielt Thukydides eine solche starke, aktive Demokratie angesichts der Schwäche der Menschen augenscheinlich eher für ein Ideal. Realistischer war ihm vermutlich jener 411 v. Chr. vorschnell gefeierte „Ausgleich“ zwischen Oligarchie und Demokratie – vielleicht, entgegen der späteren Einsicht des alten Platon, doch noch verbunden mit der Hoffnung auf die Wiederkehr einer übermenschlich klugen und edlen, perikleïsch verklärten Führungsfigur. Über deren geschichtliche „Realisierung“ in Form der brutalen „Herrschaft der 30 Tyrannen“45 nur 10 Jahre später hat Thukydides nicht mehr geschrieben, aber er hätte sie vermutlich so dann auch wieder nicht gewollt.

Die Utopie des Aristophanes

Theater in Athen: harte Sitze, krasse Stücke

Der damals populärste Komödienschreiber Aristophanes war zugleich Kritiker und Radikalvertreter der Demokratie. Gnadenlos und schärfer noch als Thukydides prangerte er die Skrupellosigkeit der Politiker einerseits und die mäkelhafte Vordergründigkeit und Verführbarkeit des Volkes andererseits an (z.B. in Die Ritter)46, samt der Schwurbelei der Meinungsmacher in Verdrehung aller ethischen Prinzipien (etwa in Die Wolken)47. Aber besonders in seinen Komödien um den Krieg malte er immer wieder an die Wand, was denn wäre, wenn sich die Leidtragenden der herrschenden, aggressiv wachstumsorientierten Politik aktiv einmischten. Er setzte seine Hoffnung auf diejenigen, die in der damaligen demokratischen Verfassung (noch) gar nicht vorkamen: die kleinen Bauern und – radikal utopistisch – gar die Frauen. In seiner bis heute die Gemüter erregenden Komödie Lysistrata48 schicken die Frauen die patriarchischen Politikmacher als Versager nach Hause; sie übernehmen den Diskurs und die Verantwortung und führen kompromisslos den Frieden herbei. Damit durchbrechen sie zugleich das ewige Gesetz, dass die Männer fern im Krieg Heldentaten und Kriegsverbrechen begehen, während die Frauen unsichtbar und schweigend zu Hause den Kriegs-Alltag bewältigen. Eine solch radikale Vorstellung von Demokratie, die die traditionell Nicht-Mächtigen in direkter Aktion mit einschließt, konnte damals nur als Utopie, in Form eines zum Schreien komischen Theaterstücks stattfinden.

Sparta als Gegenmodell?

Über Sparta gibt es mehr Gerüchte als verlässliche Informationen, und die stammen aus interessierter zweiter und dritter Hand.49

Sicher scheint: In Sparta gab es wohl keine Wahlen. Und es gab sogar jeweils zwei „Könige“, deren Stand vererbt wurde. Die Bezeichnung „König“ (Βασιλεύς /Basileús ) entstammt jedoch eher dem Athener Narrativ.50 Ihrer Funktion nach waren die spartanischen „Könige“ eher hohe Staatsbeamte, die durchaus der Kontrolle durch staatliche Einrichtungen unterlagen. Sie hatten zunächst einmal rituelle Aufgaben, und sie waren automatisch Heerführer im Krieg. Aber sie mussten sich gegenüber unanfechtbaren Aufsichtsbeamten, so genannten Ephoren rechtfertigen. Diese überwachten die Einhaltung der Verfassungsgrundsätze, auch seitens der „Könige“, und konnten sie bei Zuwiderhandlung auch bestrafen. Laut Platon hatten diese nicht absetzbaren Aufsichtsbeamten/Ephoren geradezu „tyrannische“ Macht im für ihn positiven Sinne, nämlich für die Bewahrung der Verfassungsgrundsätze.51

Auch gegenüber Ratsversammlungen und bei Volksversammlungen mussten sich die „Könige“ rechtfertigen und dort für ihre Politik Mehrheiten bekommen. Dabei setzte sich oft einer von beiden als faktischer Meinungsführer und Staatschef durch, wie bei den Strategen in Athen. In Sparta konnten „Könige“ auch bei der Frage von Krieg und Frieden durchaus überstimmt werden.52

„Könige“ unter Kontrolle

„Könige“ konnten – z.B. wegen Bestechlichkeit – auch von der Ratsversammlung verurteilt und aus dem Land verbannt werden. Und der „König“ Archidamos wurde von den Ephoren sogar bestraft, weil er entgegen ihrer Anweisung heiratete. Die Ephoren hatten nämlich nicht nur über die Verfassung, sondern auch über die moralisch und medizinisch einwandfreie Entwicklung der Königsgeschlechter zu wachen. Außerdem leiteten sie, und nicht die Könige, die Sitzungen der Entscheidungsgremien.

Für heutige Autokraten aller Art ist das Idol eines militärisch straff geführten, diskussionsfreien Sparta mit einem mächtigen König an der Spitze denkbar ungeeignet. Mit absoluter Macht kontrollierende, nicht absetzbare Ephoren-Beamte einerseits und unabhängig abstimmende Vertretungsorgane andererseits: Das alles ist für Staatsoberhäupter, die nach absoluter Größe streben, realiter eher ein totaler Alptraum. Vielmehr verkörpern die über die Unverletzlichkeit der Gesetze wachenden Ephoren zusammen mit den ihnen untergeordneten „Königen“ eher die Vision des altersweisen Platon von der Herrschaft der Gesetze über alle.

„Wer andere unterdrückt, kann selbst nicht frei sein“

Der in Athen interessiert verbreitete Ruf Spartas als „Militärgesellschaft“53 hat eher einen wirtschaftlichen Hintergrund. Spartas Reichtum beruhte wesentlich nicht auf ausgedehntem Handel, sondern auf der Unterdrückung von einer Art Staats-Sklaven (Heloten).54 Diese mussten in Schach gehalten werden. Ein Mittel dazu war eine jedes Jahr wiederholte formelle Kriegserklärung an sie – so jedenfalls die (nicht ganz zuverlässige) Überlieferung. Dabei wurden regelmäßig, nur so zur Abschreckung vor Aufständen, einige Heloten getötet. Dennoch gab es in der Geschichte Spartas mehrere Heloten-Aufstände. Dem entsprechend lebten die herrschenden Spartaner nicht etwa in Saus und Braus, sondern ihr Leben war ein permanenter, absolut spaßbefreiter Alarmzustand, in ständigen Wehrübungen und Abhärtungsritualen, um ihre Herrschaft im eigenen Land und ihrem Einfluss-Bereich abzusichern. Vielleicht aber ist auch dieses Bild von Sparta aus athenischen Quellen allzu propagandistisch-interessiert. Und vielleicht enthielt ihre religiöse und Festtagskultur sogar noch ungeklärte matriarchalische Elemente.

Die Rolle der „Fremdstämmigen“ und Nichtbeteiligten

Beide Großmächte, Athen und Sparta, waren innerhalb ihrer Staatsgebiete von „Periöken“ bzw. „Metöken“ (übersetzt: Bei- bzw. Mitbewohnern) umgeben. Als „Fremdstämmige“, sozusagen als „Einwohner mit Migrationshintergrund“, hatten diese etwa so viele Rechte wie Frauen im extremistischen Islamismus (oder im Europa des 17. Jahrhunderts). Aber oberhalb der passiven Masse der Sklaven bildeten sie als abhängige und tributpflichtige/steuerpflichtige Bauern, Handwerker und Händler die wirtschaftliche Basis in beiden Staaten. In Sparta war es den Vollbürgern sogar offiziell verboten, einer Berufstätigkeit nachzugehen. Da die Periöken bzw. Metöken jedoch in den politischen Einrichtungen beider Staaten keinerlei Einfluss hatten,55 waren ihnen die politischen Diskurse und das Schicksal der demokratischen Einrichtungen vermutlich prinzipiell egal. Als Nicht-Staatsbürger waren sie von vornherein auf ihre individuellen Interessen beschränkt. Die Einsicht des späten Platon von der staatserhaltend notwendigen demokratischen Einbindung der Bevölkerung fand hier radikal keine Anwendung. Aber auch die anderen Gruppen aus der Mehrheit der Nichtbeteiligten [siehe oben, 1.3.] dürften dem Schicksal des demokratischen Gemeinwesens passiv und eher gleichgültig gegenüber gestanden haben.56

Anmerkungen und Verweise

Zu Entstehung und Kontext des Artikels

Zur Entstehung des vorliegenden Artikels: Der Text ist im wesentlichen eine Ausgliederung aus dem Cosmiq-Beitrag „Kriegsursachen und Kriegsverlauf – Peloponnesischer Krieg als Modell“. Der enthält als Anhang eine Skizze der athenischen und spartanischen Gesellschaftsverfassungen. Sie sollten dazu dienen, die Handlungen der beiden Kriegsparteien besser verständlich zu machen. Dieser Anhang ist hier gekürzt und überarbeitet worden. Grund für die Neuveröffentlichung ist die aktuell allenthalben zu beobachtende Tendenz zu autokratischen Herrschaftsformen, verbunden mit einer oft populistischen Infragestellung demokratischer Grundsätze. Bei dieser Diskussion kann die Besinnung auf die „Ur-Demokratie“ Athens, sozusagen auf den Prototyp der Demokratie, vielleicht nützlich sein.

Zu den Verweisen auf den „Ursprungstext“: Der vorliegende Text ist auf die aktuellen Fragestellungen zugespitzt. Er erhebt keinerlei Anspruch darauf, die damaligen Gesellschaften umfassend oder gar in ihrer geschichtlichen Entwicklung darzustellen. Um Wiederholungen zu vermeiden, enthält der Text in den Anmerkungen zahlreiche Bezüge zum „ursprünglichen“ Cosmiq-Beitrag „Kriegsursachen…“, wo Teilthemen und Zusammenhänge ausführlicher dargestellt sind. Dort befinden sich auch detailliertere Angaben zu den benutzten Quellen. Das daraus vielleicht resultierende Hin- und Hergespringe zwischen den beiden Texten scheint mir das kleinere Übel gegenüber einer Aufblähung von Text und Anmerkungsapparat durch allzu viele kontextuelle Ausführungen und Wiederholungen.

Anmerkungen

  1. ausführlich in Cosmiq, „Kriegsursachen...“ hier und Anm. XX
  2. Oligarchie: Begriffsdefinition im Cosmiq-Artikel „Kriegsursachen….“ im Anhang 6.1.8.
  3. ausführlich und mit Quellangaben bei Thukydides in Cosmiq, „Kriegsursachen…, 2.2.“
  4. zu den Perserkriegen ausführlich in Cosmiq, „Kriegsursachen…“, Anm. 3
  5. siehe Cosmiq, „Kriegsursachen…“, Anm. 52
  6. exemplarisch etwa in den Reden des Perikles und natürlich auch in den Schriften eines Platon, aber auch in der Entscheidung des Sokrates, die Todesstrafe der Verbannung vorzuziehen.
  7. siehe unten im Text, Abschnitte 2.2.1. Die Dichotomie zwischen dem ideologisch hohen Stellenwert des Gemeinwesens für das Individuum und einem sehr lebendigen praktischen Misstrauen gegen politische Machtträger führt Jürgen Malitz, Misthos. Die Besoldung des Bürgers in der athenischen Demokratie, 1991 als eine seiner Grundthesen aus.
  8. Der Peloponnesische Krieg wird datiert von 431 v. bis 404 v. Chr. Auch er hatte Vorläufer-Konflikte.
  9. zum dahinter stehenden „Bauskandal“ ausführlich in Cosmiq, „Kriegsursachen…“, Abschnitt 2.5.2. und Anm. 28
  10. zur Seuche ausführlich in Cosmiq, „Kriegsursachen…“, Abschn. 3.2. und Anm. 33
  11. zum Sizilien-Feldzug ausführlich in Cosmiq, „Kriegsursachen…“ 3.3.2.
  12. zum Vorwurf gegen Alkibiades ausführlich in Cosmiq, „Kriegsursachen…“, Anm. 38
  13. ausführlich in Cosmiq, „Kriegsursachen…“ 3.3.2.
  14. Zur Situation der Sklaven ausführlicher in Cosmiq, „Kriegsursachen…“, Anm. 18
  15. ein krasses Beispiel für Populismus und Wahlgeschenke in Cosmiq, „Kriegsursachen…“, 3.1.2.
  16. Die Handelsbürger begleiteten z.B. den sizilischen Feldzug mit eigenen privaten Schiffen und eigenem Söldnerpersonal, weil sie sich davon unmittelbar Mengen von Waren versprachen. [Thukydides, Der peloponnesische Krieg, Buch VI und VII.]
  17. Aristophanes, Die Wolken
  18. zu Sokrates ausführlicher in Cosmiq, „Kriegsursachen…“, Anm. 54
  19. Einen Einstieg zur Rolle der Sophistik in Athen bietet der Eintrag in gottwein.de, einen umfassenderen Einblick bietet der Artikel von Lars Lethen, „Sophistische Elemente …“ in academia. edu. Eine eingehende Darstellung anhand einzelner Vertreter der „Sophistik“ findet sich bei Helmut Heit, Frühgriechische Philosophie, Reclam 2011
  20. Gegen den Philosophen Anaxagoras und den „Sophisten“ Protagoras, beide Berater und Freunde des Staatsmanns Perikles, gab es einige Jahrzehnte vor dem Peloponnesischen Krieg Anklagen wegen Gottlosigkeit (ἀσέβεια /asébeia). Ausführlich in: Helmut Heit, Frühgriechische Philosophie, Reclam 2011, S. 47ff
  21. mit Textverweisen in Anm. 19 dargestellt in Cosmiq, „Kriegsursachen…“, 2.3.
  22. Thukydides, Der Peloponnesische Krieg, Buch I. Die Zitate von Thukydides sind in verschiedenen Textauswahlen unter dem später hinzugefügten Titel Der Peloponnesische Krieg veröffentlicht. Sie folgen den neueren Übersetzungen. Dabei wurde auf die Angabe von Seitenzahlen verzichtet und nur die Abschnitte („Bücher“ mit römischer Zählung) benannt, z.B. „Thuk. I“ für „Thukydides, Der Peloponnesische Krieg, Buch I“.
  23. Thuk. II
  24. siehe in „Kriegsursachen …“ den Abschnitt 2.5.2. zu den Gründen des Perikles sowie Anm. 28 zum Bauskandal.
  25. [Thuk. VI], zu Alkibiades siehe in „Kriegsursachen…“ den Abschnitt 3.3.2. über die Sizilianische Expedition sowie zur Anklage Anm. 38.
  26. Heute wissen wir aus der Systemtheorie (z.B. MaturanaBateson und Luhmann) allgemeiner, dass nicht nur Personen, sondern auch (mächtige) Systeme aller Art zu ihrer Selbstvervollkommnung, Stärkung und Ausdehnung tendieren, etwa in Art der Autopoiesis.
  27. Papier war als „Wahlzettel“ viel zu teuer. Aber auch das „Scherbengericht“ ließ sich natürlich, bei mangelnder Wachsamkeit, durch demagogische Meinungsmache gegen politische Gegner missbrauchen. Im Athener Museum kann man sogar Beweise für eine damalige „Wahlfälschung“ besichtigen (viele gleiche Namen in gleicher Handschrift).
  28. Einzelheiten mit Fotos über den Versammlungsplatz (Pnyx) bei Wikipedia.
  29. zum Ende der allgemeinen Volksversammlungen s.u., Abschn. 2.6., Die Reform…
  30. Die Besoldung der Abgeordneten war abgeleitet aus einem Sold für die (freien) Ruderer auf den Kriegsschiffen, die oft langer von zu Hause fernblieben. Ausführliche Darstellung des Themas in Jürgen Malitz, Misthos. Die Besoldung des Bürgers in der athenischen Demokratie, 1991.
  31. Platon, Der Staat / Politeia /Πολιτεία
  32. Platon, Die Gesetze/ Νόμοι/Nomoi, Buch IV. (Ergänzungen zwecks Verständnis in […] vom Verfasser)
  33. Platon, Die Gesetze/ Νόμοι/Nomoi, Buch IV
  34. Platon, Die Gesetze/ Νόμοι/Nomoi, Buch V.
  35. Verweis zur Hybris in „Kriegsursachen…“, Anm. 31, sowie ausgeführt im Cosmiq-Artikel über VW, Phaeton und den Klimawandel
  36. Platon, Die Gesetze/ Νόμοι/Nomoi, Buch V.
  37. siehe zur Schwächung durch den Krieg in „Kriegsursachen…“ den Abschnitt 4 über das Ende des Krieges
  38. zur göttlichen Verehrung der Kaiser ausführlich in Cosmiq, „Kriegsursachen…“, Anm. 59
  39. Die andere Seite der Machtanhäufung: Die durchaus populistische Macht der Kaiser konnte sich, ebenso wie in Athen, auf eine (ursprünglich oft bäuerliche) Anhängerschaft gründen, die im Zuge von Kriegen und Lebensmittel-Importen durch Verlust ihrer Einkommensbasis sozial entwurzelt und wirtschaftlich prekarisiert worden war. Damit wurde sie von der Protektion und den Zuwendungen der Mächtigen und Reichen, etwa auch als Söldner, abhängig.
  40. ausführlich in Cosmiq, „Kriegsursachen…“ 3.4.1 mit den Anmerkungen 41 und 35
  41. Zitat in Thuk. II
  42. Der erneute Putsch aber geschah nach Abschluss des Berichts von Thukydides. Zu den Einzelheiten der „Tyrannis der 30“ siehe in „Kriegsursachen…“ den Abschnitt Kriegsfolgen, detaillierter in Anm. 49.
  43. fortlaufend dargestellt im Artikel „Kriegsursachen…“
  44. siehe oben, Abschnitt 2.1.3. Erkenntnis durch Diskurs. mit Textverweisen in Anm. 19 dargestellt in Cosmiq, „Kriegsursachen…“, 2.3.
  45. zur Episode der „Herrschaft der 30 Tyrannen“ siehe Cosmiq, „Kriegsursachen…“, Abschnitt 4.3. sowie Anm. 49
  46. Aristophanes, Die Ritter
  47. Aristophanes, Die Wolken
  48. siehe den Cosmiq-Beitrag über Aristophanes‘ Komödie „Lysistrata“
  49. Zur Quellenlage siehe die Vorbemerkung zum Anhang II im Cosmiq, „Kriegsursachen…“ sowie dort Anm. 63
  50. Einzelheiten zur Bezeichnung „König“ (Βασιλεύς /Basileús) bei Wikipedia/Basileus; weitere Ausführungen zum Wording in „Kriegsursachen…“, Anm. 65
  51. Platon, Die Gesetze/ Νόμοι/Nomoi, III. Buch
  52. So wurde z.B. der König und Heerführer Archidamos in Spartas Beschlussfassung zum Krieg überstimmt.
  53. siehe die Vorbemerkung zum Anhang II im Cosmiq, „Kriegsursachen…“ sowie dort Anm. 63; Eine differenzierte, vom Klischee abweichende Auseinandersetzung mit dem Mythos Sparta als Militärgesellschaft findet sich in academia.edu.
  54. zu Spartas „Heloten“/ Staatssklaven siehe Cosmiq, „Kriegsursachen…“ , Abschnitt 2.2.,“Frontstellung“, 3. Abs. und Anm. 17
  55. Da die „Fremdstämmigen“ im politische Leben keine Rolle spielten, werden sie trotz ihrer wirtschaftlichen Bedeutung im damaligen Schrifttum höchstens am Rande erwähnt; ein recht anschauliches Bild erhält man immerhin durch Thukydides‘ Schilderung des Kriegsaufbruchs nach Sizilien [Thuk. VI] mit staunenden Volksmassen im Hafen.
  56. Zum Beispiel liefen die athenischen Sklaven bei Gelegenheit in beträchtlicher Anzahl ganz „unpatriotisch“ zum Feind über [ausführlicher in Cosmiq, „Kriegsursachen…“, Anm. 18]. Aber immerhin tat es ihnen bekanntlich sogar der Staatsführer Alkibiades gleich, der während des Kriegseinsatzes die Seiten wechselte [siehe in „Kriegsursachen…“ den Abschnitt 3.3.2. über die Sizilianische Expedition].